Wenn die Trotzphase gewinnt – völlige Überforderung!

Heute ist einer dieser Tage…
In der Theorie funktioniert Kindererziehung immer so wunderbar. Die Supernanny zeigt einem: Mit Geduld und Liebe funktioniert Erziehung, mit Verständnis und den richtigen Methoden. Hält man sich nach dem tausendsten Seminar auch tatsächlich mal wieder für ein paar Tage ganz strikt nach dem Erziehungsplan spielen die Kleinen vielleicht sogar mit. Deswegen ist es wirklich sinnvoll zwischendurch Seminare wie „Konsequent sein, aber richtig!“ zu besuchen, um Motivation für einen gewissen Zeitraum zu tanken.
Überfordert? Ganz normal!
Doch ganz ehrlich. Ratgeber hin oder her. Welcher Mutter schwindet die ganze Kraft zur Erziehung nicht irgendwann? Wem brennen nicht alle Lichter durch und man möchte einfach nur noch schreien? Schweißausbrüche, Zittern in den Fingern, dass sich (gott sei Dank!) unterdrücken lässt, Tränen in den Augen und im Kopf Chaos – völlige Überforderung. Da steht dieser kleine Erdenbürger vor einem und erwartet eine adäquate Reaktion auf das eben erbrachte Verhalten. Man selber möchte einfach nur in Tränen ausbrechen und die Kindererziehung abgeben. Da hilft dann auch kein gut gemeinter und fachlich sicherlich korrekter Ratschlag wie „die Situation abändern um den Konflikt zu lösen“ oder „nun gilt Konsequenz“ – manchmal ist man all den Theorien einfach überdrüssig. Zwischen dem Gefühl von Kirmes zwischen Kindergeschrei, Kassettenrekorder, umgeschütteter Milch und dem eigentlich verbotenem Eis, sehnt man sich einfach nur noch nach einem stillen Ort ohne Kinder, ohne Stimmen und ohne Ansprache.
„Kinder erst zeigen einem in welchen unendlichen Dimensionen man einem einzigen Wesen gegenüber gleichzeitig Liebe, Freude, Frust und Erschöpfung empfinden kann…“
Wie viel Kraft die Trotzphase fordert…
So ein trotzdendes Kind zwischen 2 und 5 Jahren kann einfach extrem kräftezehrend sein und es ist völlig normal, dass man nicht über Jahre hinweg jeden Tag perfekt handeln kann. Sie tun es ja auch nicht. Die erwartete Reaktion auf korrektes Erziehungsverhalten kommt sicherlich auch nicht in jedem Augenblick zum Vorschein. Kinder sind eben auch keine Maschinen, die auf die richtige Auswahltaste mit der passenden Antwort reagieren. Sie sind unberechenbar, verletzen ungewollt die Gefühle ihrer Eltern und hoffen dennoch im Anschluss so sehr auf Arme die sie auffangen.
Was tun um aus dem Gefühl der Überforderung wieder heraus zu kommen?
Unsere Arme müssen ganz schön stark sein in der Kindererziehung. Da bedarf es guter Methoden um diese Kräfte immer wieder zu sammeln…Was macht ihr um euch in solchen Momenten wieder nach oben zu ziehen? Um den Kopf wieder aufrecht zu halten und eine starke, berechenbare Bezugsperson für die Kinder zu sein? Schafft ihr es immer schnell wieder raus aus einem solchen Erschöpfungstief?
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Kommentare
Andrea 1. Juli 2013 um 22:17
Wie gut und treffend auf den Punkt gebracht. Es gibt Momente, da könnte man seine Kinder fressen vor lauter Liebe und wie niedlich sie doch sind und ein anderes Mal könnte man sie …
Es gibt keinen konkreten Ratschlag als Allheilmittel, da jeder Mensch ein Unikat ist. Ist es doch schon unter Erwachsenen oft schwer was zu regeln, obwohl man viel Erfahrung und Übung in Konfliktlösung haben sollte.
Kinder lernen das in diesem Alter geballt und sind wahrscheinlich über die Resonanzen auf ihr Verhalten selbst überrascht. Da versucht man lieb zu sein, zu erklären, Geduld zu haben, konsequent zu sein … und der kleine Stinkstiefel ist völlig uninteressiert – ihn fasziniert wahrscheinlich nur die Reaktion, die er auslöst – mal mehr oder weniger tränenreich auf beiden Seiten. Dann ist auch die Stimmung von Eltern und Kind immer wieder eine andere und als Mutter steht man vielleicht noch zwischen den Kindern und dem Papa, der doch „nur“ seine Ruhe haben möchte. Und dann kommen auch noch die guten Ratschläge von Muttern …
Was mir immer sehr geholfen hat war der Kontakt mit anderen Mamis, die meistens das gleiche Problem und so oder auch anders hatten. Da war ich zum Einen nicht mehr allein mit der Situation, die anderen waren genauso mehr oder weniger erfolgreich mit ihren Maßnahmen und ich fühlte mich schon gleich nicht mehr sooo unfähig. Außerdem half das Schimpfen und Erzählen über die Vorkommnisse, Frust und Wut abzubauen und ich konnte das Ganz nochmal mit Abstand betrachten. Vor allem hab ich versucht, die Ratschläge meiner Mutter nicht persönlich zu nehmen (was meiner Ansicht nach sehr wichtig ist) sondern einfach als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen. Und was meines Erachtens ganz besonders wichtig ist, man sollte nicht meinen als Mutter perfekt sein zu müssen. Und wenn Mama vielleicht überzogen reagiert oder geschrien hat ist es nicht schlimm sich danach auch mal zu entschuldigen. wenn man es für richtig hält. Ich denke, auch das ist für Kinder wichtig, zu sehen, dass auch die Erwachsenen nicht immer recht haben oder sich richtig verhalten und das durchaus in Frage stellen kann.
Zu guter Letzt glaube ich, dass man sich auf sein Gefühl verlassen sollte. Manchmal kann man dem Kind entgegen kommen oder ausdiskutieren und ein anderes Mal sollte man es kurzerhand und ohne viel Aufhebens in sein Zimmer packen – das ist vielleicht in dem Moment auch für das Kind grad die richtige Entscheidung um aus der Situation zu kommen.
Kindererziehung ist immer wieder ein Abenteuer, das meine beiden Kinder und ich sehr gut bewältigt haben und ich genieße jetzt die Zeit mit meinen Enkelchen, bei denen sich das ganze jetzt wiederholt
Hansi 18. September 2014 um 22:17
dieser Artikel schreit mit aus der Seele.
Mein 1. Sohn ist noch keine 4 Jahre. Mein zweiter gerade noch keine 9 Monate und ich muss zugeben …. ich kapituliere!!!!
Ich denke mir immer das ich Alles falsch mache oder nein. Sohn a normal ist … was natürlich nicht stimmt aber reden bringt bei ihm nix mehr habe ich im Gefühl und daher bin ich gefühlt nur noch am schreien.
Ich hoffe neun geduldsfaden festigt sich bald wieder.
Gut zu wissen das man nicht ganz alleine damit steht
j’smama 13. Januar 2016 um 22:17
Danke für diese kurzen kraftgebenden Worte. Mir ist heute in völliger Hilflosigkeit die Hand ausgerutscht und ich schäme mich in Grund und Boden.Ich habe Angst einen irreparablen Schaden angerichtet zu haben und hoffe nun,dass ich zukünftig nicht derartig die Fassung verliere…
Lisa 13. Januar 2016 um 22:17
Hallo,
so etwas kann, wenn es natürlich im besten Fall auch nicht so sein sollte, passieren. Sich zu schämen zeigt ja vor allem, das man sich bewusst ist etwas falsches getan zu haben und hilft einem solche oder ähnliche Fehler nicht mehr zu machen. So etwas passiert den besten und einfühlsamsten Müttern im Gefühl der Hilflosigkeit. Es gibt viele Mittel und Wege in solchen Stresssituationen nicht überzureagieren. Dazu zählen sicherlich Dinge wie
– innerlich zählen
– den Partner zur Klärung der Situation hinzuziehen
– die Situation völlig verändern
– Ablenkung
– sich eine Auszeit nehmen
etc. etc.
Doch wie schon beschrieben, manchmal helfen all die guten Ratschläge nicht und das Fass läuft einfach über. Jetzt gilt es das Gespräch zu suchen und dem Kind auch die Möglichkeit geben zu verstehen, was soeben vorgefallen ist und ihm die Sicherheit zu vermitteln, das es keine Angst haben muss, dass sich das wiederholt.