Waldorfkindergarten

Wenn die Kleinen erstmals in fremde Hände abgegeben werden, ist die Wahl eines geeigneten Kindergartens ein wichtiger Schritt für Eltern und Kind. Kindergärten unterscheiden sich vor allem anhand der pädagogischen Ausrichtung (d.h. anhand des Konzeptes) und dem Träger der jeweiligen Einrichtung.
Waldorfkindergärten stellen eine Möglichkeit von vielen dar. Nachdem im Jahr 1919 bereits die erste Waldorfschule in Stuttgart öffnete wurde 1926 der erste Waldorfkindergarten angegliedert. Heute gibt es allein in Deutschland mittlerweile 556 Waldorfkindergärten und mehr als 2000 Einrichtungen in 60 Ländern. (Stand April 2015)
Grundlagen und Prinzipien der Waldorfpädagogik
Das Prinzip der Waldorfkindergärten richtet sich nach der Menschenkunde von Rudolf Steiner (1861 – 1925). Der Begründer der Anthroposophie blickt auf die individuelle Entwicklung des Kindes. Damit könne laut Steiner ermittelt werden, welche pädagogische Begleitung notwendig ist um den Weg zur Selbstständigkeit ideal zu fördern. Kinder bis zum siebten Lebensjahr lernen aufgrund des Interesses an den tagtäglichen Vorgängen und indem das Erlebte imitiert wird. Im Spiel kann nachgeahmt werden, was das Kind in seiner unmittelbaren Umgebung erfährt. Waldorfkindergärten nutzen das freie Spiel, damit erlebte Eindrücke nach außen gebracht werden können.
Trägerschaft
Waldorfkindergärten sind überwiegend gemeinnützig eingetragene Vereine, die aus Elterninitiativen bestehen. Kommunen bezuschussen die Einrichtungen mit Geld- und Sachleistungen. Die Eltern werden stark in die Gestaltungen und den Ablauf eingebunden. Oft sind die Beiträge höher als bei Kindergärten mit städtischen oder kirchlichen Trägern.
In Deutschland sind Waldorfkindergärten konfessionell nicht gebunden aber meist christlich geprägt.
Wesentliche Merkmale der Waldorfpädagogik
Künstlerische und praktische Erziehungselemente spielen in der Waldorfpädagogik eine übergeordnete Rolle.
Tagesablauf
Die Tage gliedern sich in Zeiten des freien Spielens und in Zeiten der konkreten Anregung durch die Erzieher. Oft haben die einzelnen Tage jeweils einen besonderen Höhepunkt (Brotbacken / Wandern / Wachskneten) oder es wird ein bestimmtes Frühstück (Milchreis / Vollkornbrot / Müsli) zugeordnet. Auch der Wechsel der Jahreszeiten wird aktiv erlebt und gestaltet. Mit der Natur werden die Vorgänge des Erwachens, Lebenskraft, Ernte und Ruhe erlebt. Mit den Jahreszeiten finden Jahresfeste statt, die zusätzlich einen religiösen Bezug (Ostern, Pfingsten oder die Heiligen Drei Könige) haben.
Übergang vom Kindergarten zur Schule
Mit dem Beginn des letzten Kindergartenjahres steht der Übergang in die Schule an. Ein weiterer wichtiger Schritt im Leben der Eltern und des Kindes. Welche Schulform ein Kind nach dem Kindergarten letztendlich besuchen wird, ist eine Entscheidung der Eltern. Eine Möglichkeit stellen für Kinder aus Waldorfkindergärten natürlich Waldorfschulen dar, die das bekannte pädagogische Konzept weiter verkörpern.
Viele Waldorfkindergärten arrangieren im letzten Kindergartenjahr eine spezielle Förderung der leiblichen, seelischen und geistigen Fähigkeiten, um die Kinder ideal auf die Schule vorzubereiten.
Hierbei wird kein schulisches Lernen vorweggenommen, sondern Durchsetzungskraft, Kopfkoordination oder Konzentration auf spielerische Weise gestärkt. Auch auf die Sprachentwicklung und den handwerklich-künstlerischer Bereich wird viel Wert gelegt. Durchhaltevermögen und den Willen etwas zu Ende zu bringen aber auch der Umgang mit Misserfolgen werden gefördert.
Die Vor- und Nachteile eines Waldorfkindergartens
Waldorfkindergärten eignen sich besonders für diejenigen Eltern, die ihre Kinder kreativ und musikalisch fördern möchten und sich ein behütetes Umfeld mit festen Strukturen und Abläufen wünschen. Kindern wird die Möglichkeit geboten selbstständig Lösungen zu finden. Kreativität und Bewegung werden gestärkt was besonders dabei helfen soll, dass sich altersentsprechend alle Sinne ausbilden.
Kritiker der Waldorfkindergärten verweisen häufig darauf, dass im späteren Leben des Kindes innerhalb der Schule oder Studium / Berufsleben sehr viel mehr Regeln und Pflichten bestehen und dieser starke Gegensatz zu Problemen führen kann. Ebenso sind die meist höheren Beiträge ein Faktor der bedacht werden sollte. Teilweise empfinden Eltern die ausgeprägte Vorbildfunktion der Erzieher und die anthroposophische Weltanschauung als störend sowie die festen Abläufe und Strukturen als zu monoton. Auch das Fehlen von mechanischen Spielzeugen oder Computern in den Einrichtungen finden einige Gegner unzeitgemäß.
Letzten Endes ist die Entscheidung für oder Waldorfkindergarten eine sehr persönliche, die nicht nur von den Eltern, sondern auch vom Kind abhängig sein kann. Wie auch die Eltern kann es auch für Kinder schwierig sein manche Kindergartenkonzepte anzunehmen. Zudem müssen auch die Rahmenbedingungen passen, wie beispielsweise die Mitarbeit im Kindergarten sich mit dem beruflichen Gegebenheiten vereinen lassen.
Kommentare
Karl 16. Juli 2016 um 22:17
Hi Lisa,
herzlichen Dank für die schöne Erklärung. wir denken auch daran unseren Jüngsten in einem Waldorfkindergarten unterzubringen. Sind noch etwas unentschlossen. Deine Infos werden uns bei der Entscheidungsfindung helfen. Herzlichen Dank dafür. Lg Karl
Anja Leander 22. März 2018 um 22:17
Hallo Lisa,
danke für den Artikel.
Ist das Christentum wirklich Bestandteil der Waldorfpädagogik? Das fand ich interessant, wäre mir aber für mein Kind zu eingeschränkt angesichts der religiösen Vielfalt in unserer Welt.
LG Anja
Lisa 22. März 2018 um 22:17
Hallo Anja,
Sie sind oft christlich geprägt, was nicht zwingend bedeutet das sie nicht offen gegenüber der religiösen Vielfalt in der Welt sind. Ich denke hier kommt es auch auf die einzelnen Einrichtungen an. In der Waldorfpädagogik steht Religion nicht im Fokus.
Larissa 20. Juni 2018 um 22:17
Hallo Lisa,
Mein Sohn wird bald 5.wir besuchen einen Kindergarten und denken an den Waldorfkindergarten.Meine Frage ist, ob es sinnvoll ist vor dem Vorschuljahr den Kindergarten zu wechseln?Vielleicht machen wir damit dem Kind das Leben nur schwieriger?Was könnten Sie uns da empfehlen?
Danke im voraus
Lisa 20. Juni 2018 um 22:17
Hallo Larissa,
Ich denke ein Wechsel ist nicht unbedingt sinnvoll im letzten Kindergartenjahr. Soll er denn im Anschluss auf die entsprechende Waldorfschule gehen?