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Autismus bei Kindern: Symptome, Ursache und Therapie

Autor

Lisa

Veröffentlicht

02.09.2018

Aktualisiert

01.11.2023

Autismus bei Kindern: Symptome, Ursache und Therapie

Das eigene Kind gesund und munter aufwachsen zu sehen, zählt zu den schönsten Dingen, die wir Menschen erleben können. Leider ist Gesundheit jedoch ein Gut, das nicht jedem gegeben ist. Gerade, wenn ein Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt, löst dies große Bestürzung aus.

Ziel dieses Artikels ist es, den Autismus bei Kindern erklären, und so eine Hilfestellung für das Leben mit einem autistischen Kind geben. Was ist Autismus bei Kindern? Wie deutet man die Symptome richtig? Welche therapeutischen Maßnahmen gibt es zur Unterstützung für Eltern mit autistischen Kindern.

Was ist Autismus?

Der frühkindliche Autismus ist auch unter dem Namen Kanner-Syndrom oder Kanner-Autismus bekannt. Dies ist auf die Person (Leo Kanner) zurückzuführen, die die Krankheit erstmalig beschrieb. Diese Form, die bereits im Säuglingsalter auftritt, ist zu den schweren Formen des Autismus zu zählen.

Allgemein ist der Autismus in vier Formen unterteilt :

  • frühkindlicher Autismus
  • Asperger Autismus
  • Atypischer Autismus
  • functioning Autismus

Kurz gesagt hat man es beim Autismus mit einer Störung der Wahrnehmung und zu tun, die auch das Problem der Informationsverarbeitung einschließt. Da es sich bei Autismus um eine Behinderung, und nicht wie oft angenommen um eine Krankheit handelt, ist es unheilbar, aber heutzutage gut behandelbar. Bei Kindern mit einem frühkindlichen Autismus wird die Diagnose zumeist bereits innerhalb der ersten drei Lebensjahre gestellt. Die Ausprägung der Erkrankung ist von Kind zu Kind unterschiedlich. So gibt es Kinder, die eine normale Intelligenz aufweisen und auch keinerlei sprachliche oder lernbedingte Einschränkungen haben. Andere Fälle haben gerade in diesen Bereichen sehr auffällige Defizite und sind zudem beträchtlich in ihrem Bewegungsablauf beeinträchtigt. Oft zeigt sich der Drang bestimmte Abläufe stetig zu wiederholen. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist also wichtig, um eine bestmögliche Behandlung und Therapiemöglichkeiten rasch zu veranlassen um eine Verbesserung der Symptomatik und somit der Lebensqualität zu sichern.

Worauf ist Autismus zurückzuführen?

Bis heute wurde keine genaue Ursache für die Entstehung einer Autismusbehinderung gefunden. Gesichert scheint jedoch, dass die Krankheit im Zusammenhang mit genetischen, sowie biologischen Merkmalen steht. Zumeist wird bei einem nahen Verwandten eines betroffenen Kindes ebenfalls eine Form des Autismus erkannt. Mithilfe interessanter Studien, den sogenannten Zwillingsstudien konnte außerdem nachgewiesen werden, dass bei einer Erkrankung des einen Zwillings zugleich auch der zweite Zwilling die selben Symptome aufweißt. Dies ist allerdings auch bei anderen Geschwisterkinderpaaren unterschiedlichen Alters beobachtet worden. Neben den erblichen Faktoren gibt es eine Reihe anderer Mutmaßungen über den Ursprung von Autismus, die jedoch bislang nicht offiziell bestätigt sind. Dazu zählen:

  • Ernährung in der Schwangerschaft
  • Quecksilbervergiftung während der Schwangerschaft
  • Reaktion auf eine Impfung
  • Störung in der Weiterverarbeitung von Mineralstoffen und Vitaminen

Welche Symptome lassen eine Autismuserkrankung vermuten?

Das Kannersyndrom zeigt sich, anders als das Asperger Syndrom schon in der frühen Säuglingsphase. Die endgültige Diagnose wird aber oft erst 2 – 3 Jahre später gestellt. Das liegt daran, dass es nicht unbedingt einfach ist, den Autismus gleich zweifelsfrei festzustellen. Ein Baby, dass sich nicht umfassend mit seiner Umwelt auseinandersetzt, muss keinesfalls gleich autistisch sein. Es gibt allerdings einige Merkmale, die einen Autismus wahrscheinlich machen.

Ein Baby mit Autismus

  • nimmt keinen Blickkontakt auf
  • lacht seine Bezugspersonen nie an
  • winkt nicht, wie üblich
  • zeigt keine negative Reaktion bei einer Trennung von den Eltern
  • kuschelt sich nicht an die Eltern
  • freut sich nicht, wenn es auf den Arm genommen wird

Noch besser festzustellen ist der Autismus bei Kleinkindern ab zwei Jahren. Hier sind folgende Anzeichen zu beachten:

  • Das Kind spielt lieber alleine, als mit anderen Kindern seines Alters
  • wiegt sich stetig hin und her
  • es weißt eine stark verminderte oder gar keine Sprachentwicklung auf
  • es flattert mit den Armen
  • bestimmte Abhandlungen werden wieder und wieder durchgeführt
  • das Kind zeigt keine Reaktion, wenn es sich wehgetan hat
  • auch auf Nennung seines Namens reagiert es kaum bis gar nicht
  • dafür reagiert das Kind überempfindlich auf Geräusche

Weitere Merkmale sind ein kurzweiliges Aufmerksamkeitspotenzial auf äußere Gegebenheiten oder Ansprache. Oftmals kommen auch heftige Trotzanfälle und Wutausbrüche vor. Die für Kinder typischen Fantasie- und Rollenspiele bleiben ebenso aus, wie die Empathie Mitgefühl zu zeigen.

High-functioning-Autismus

Der high-functioning-Autismus beinhaltet die eben beschriebenen Merkmale des frühkindlichen Autismus. Ungeachtet dessen haben die betroffenen Kinder dennoch einen normalen Intelligenzquotienten. Das herausstechende Kriterium bei dieser Form ist eine stark verminderte Sprachkompetenz, sodass die Kinder wenig oder auch überhaupt nicht sprechen. Trotzdem sind sie später in der Lage ein eingenständiges Leben zu führen.

Therapiemöglichkeiten bei frühkindlichem Autismus

Der Therapie geht eine Diagnosestellung voraus. Diese zu stellen bedarf einer Konsultation verschiedener Spezialisten. Überprüft wird neben der Sprache auch die Kommunikationsfähigkeit, das Denkvermögen und motorischen Fähigkeiten. Außerdem wird der emotionale Entwicklungsstand untersucht.

Die Therapie wird auf jedes Kind im Einzelnen abgestimmt. Dabei werden die Aspekte der spezifischen Stärken und Schwächen berücksichtigt und mit eingebunden. Auf Medikamente wird nach Möglichkeit verzichtet, es sei denn, sie dienen der Eindämmung von Aggressionen und dazugehörigen Selbstverletzungen. Für diesen Zweck werden Neuroleptika verschrieben. Um die wiederkehrenden Tätigkeiten des Bewegungsapparates zu mindern, können Serotoninwiederaufnahmehemmer Linderung verschaffen.

Als wirkungsvoll werden inzwischen Verhaltenstherapien empfunden. Mit ihrer Hilfe werden Alltagssituationen durch Verhaltens- und Rollenspiele nachgestellt und so den Kindern nahegebracht. Besonders die Applied Behaviour Analysis, kurz ABA genannt und die daran angrenzende Verbal Behaviour Therapie zeigen große Erfolge. Hier wird an die bereits bestehenden Fähigkeiten und Fertigkeiten des kleinen Patienten angeknüpft. Diese werden mit Hilfe eines Belohnungs- und Bestrafungsprizips erweitert und ergänzt. Obschon der nachgewiesenen Qualtiät des Therapieprogramms ist es leider in Deutschland noch nicht allzuoft im Angebot.

Eine weitere Therapiemethode ist TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children). Auch hier werden in spielerischen Aktivitäten und durch Belohnungen die Kinder darauf fixiert ihre Wahrnehmung auf wichtige Aspekte und Informationen zu lenken. Die Therapie zielt darauf, das Verständnis für die Umwelt zu stärken und die Angst vor eventuellen Veränderungen zu mindern. Die Erweiterung bereits bestehender Fähigkeiten und Fertigkeiten ist hierbei allerdings nicht einbezogen.

Bei der Methode des Theory of Mind setzt eher auf die Empathie und den Einklang zwischen dem eigenen Denken und der Umwelt. Die Kinder lernen so, Gefühl und Mitgefühl für sich und andere Menschen zu entwickeln. Auch der Wille Kontakte zu Mitmenschen herzustellen wird positiv beeinflusst.

Weiterführend ist außerdem eine logopädische Behandlung des Kindes als sinnvoll zu betrachten. Dadurch werden Sprachverständnis und Sprachführung gleichermaßen gefördert. Logopädische Therapiemaßnahmen sollten unbedingt vor dem achten Lebensjahr begonnen werden, weil ansonsten die Chancen eines Erfolges schwinden.

Die Wirkung und Schritte des Erfolgs zeigen sich langsam, aber stetig. Es fordert von den betroffenen Menschen, aber auch von dem Mitmenschen viel Geduld und Ruhe.

Wie sind die langfristigen Prognosen für den Verlauf eines frühkindlichen Autismus?

Die Symptome bei einem frühkindlichen Autismus wird der betroffene Patient lebenslang mit sich tragen müssen. Leider sind etwa 75 % aller Autisten lebenslang auf Hilfe im täglichen Leben angewiesen. Deshalb sollten Eltern solcher Kinder jedoch keinesfalls abgeschreckt sein, ihr Leben mit einem autistischen Kind zu teilen, denn es gibt wirklich sehr gute Fördermaßnahmen und intensive Betreuungsmöglichkeiten. So haben autistische Kinder die Möglichkeit eine Schulbegleitung in Anspruch zu nehmen, die alle behinderungsbedingten Strukturierungen während des Schulalltags übernimmt. Schulmaterial wird von dem Begleiter so aufbereitet, dass der Schützling es problemlos versteht und weiterbearbeiten kann. Außerdem hilft ein Schulbegleiter bei der Kommunikation zwischen dem Schüler und den Lehrern oder mit seinen Mitschülern.

Für die Freizeit ist auch gesorgt. Hier kann ein persönlicher Assistent bestellt werden, der sich um die Belange wie Orientierung, der Impulskontrolle und ebenfalls um die Kommunikation kümmert.

Die Einbeziehung der Eltern ist wichtig

Da die Eltern in der Regel die direkten Bezugspersonen des autistischen Kindes sind, ist es unabdingbar, dass auch sie von Anfang an den Umgang mit ihrem Kind lernen und Unterstützung dabei erfahren. Es ist üblich die Eltern in die Therapie miteinzubeziehen, damit sie zu Hause ebenfalls mit ihrem Kind weiterüben können.

Für den Alltag ist es sinnvoll, kleine Hilfsmittel miteinzubeziehen. Dies wird den Umgang mit einem Autisten ungemein erleichtern. Es wird empfohlen mit Piktogrammen oder Fotos zu arbeiten, da ein Autist eher über das Sehen, als das Hören begreift.

Bsp: Um dem Kind begreiflich zu machen, dass die Schuhe in den Schuhschrank gehören, klebt man einfach ein Bild der Schuhe des Kindes über den Schuhschrank.
Bestenfalls hat ein fester Alltag Bestand. Auch diesen kann man mithilfe von Bildern darstellen, sodass das Kind nach und nach begreift, was es zu welchem Zeitpunkt zu machen hat. Dies ist am besten durch ein selbst erstelltes Tagesprogramm machbar, welches bildhaft auf ein Plakat geschrieben wird, versehen mit den jeweiligen Fotos daneben.

Autistische Kinder reagieren auf manche, für andere Kinder ganz normale Situationen, mitunter verschreckt oder gar panisch. Deshalb ist es vernünftig, solche Situationen mit etwas Positivem zu assoziieren. Manche Kinder haben bspw. Angst vor dem Duschen. Hier ist es wiederum nützlich, mithilfe eines Tagesplans rechtzeitig anzuzeigen, wann es Zeit für die Dusche ist. Gleichzeitig sagt man dem Kind, dass es nach dem Duschen auch eine Belohnung gibt.

Fazit: Das Leben mit autistischen Kindern birgt einen sehr kraftaufreibenden Alltag für die Eltern. Das heißt jedoch nicht, dass dieses Leben nicht lebenswert wäre. Es ist doch bemerkenswert, wie fröhlich und liebenswert auch ein Mensch mit einer solchen Behinderung sein kann. Das Leben durch dessen Augen einmal ganz anders zu sehen, kann eine wahre Bereicherung sein. Mit Sicherheit aber ist es nicht weniger lebens- und liebenswert als jedes andere Kind auch.

Hilfreiche Adresse:
Bundesverband Hilfe für das autistischen Kind (BV HAK)
Vereinigung zur Förderung autistischer Menschen e.V.
Bebelallee 141
22297 Hamburg
Tel.: 040/5115604
Fax: 040/5110813

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