Kindererziehung im Wandel der Zeit
Erziehungsstile waren und sind stets ein Spiegel ihrer Zeit, ihrer Kultur und ihrer Gesellschaft. Prägend für eine Gesellschaft sind dabei immer ihre Persönlichkeitsideale, deren Erstrebung sich in vielen Erziehungsstilen widerspiegelt.
Erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts setzte sich die Erkenntnis durch, dass Kinder eben keine kleinen, noch unzureichende Erwachsene sind, sondern Persönlichkeiten, die durch Erziehung in ihrer Entwicklung unterstützt werden sollten.
Bis dahin gab es – wenn überhaupt – lediglich die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, die Kindheit wurde nicht als eigenständiger Lebensabschnitt anerkannt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galten Gehorsam und Ordnung als wichtigste Ziele der Kindererziehung, erst mit der Reformpädagogik Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Kind als Individuum mit eigenen Bedürfnissen und Anlagen die es zu berücksichtigen gilt, angesehen.
Erziehungsstile mit aktivem oder passivem Hintergrund
Die gängigen Erziehungsstile lassen sich zunächst grob in zwei Richtungen einordnen, nämlich bewusst passives oder aktives Elternverhalten. Beide Richtungen haben sowohl Befürworter als auch Kritiker, legen jedoch in der Regel die Erziehungsbedürftigkeit des Kindes im Zuge seiner persönlichen Entwicklung, zugrunde.
Passive Erziehungsstile
- Laissez-Faire Erziehungsstil
- Negierender Erziehungsstil
- Permissiver Erziehungsstil
Diesen Erziehungsstilen ist eine weitgehend passive Elternhaltung gemein, die die freie Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes als oberste Erziehungsphilosophie hat. Regeln gibt es kaum, Normen und pädagogische Ziele sind nicht abgesteckt und die Vermeidung von Machtgefälle hat oberste Priorität.
Kritiker dieser Erziehungsstile sehen hierbei die Entwicklung des Kindes oft zufallsabhängig und nicht ausreichend gesteuert.
Aktive Erziehungsstile
- Autokratischer Erziehungsstil
- Autoritärer Erziehungsstil
- Demokratischer Erziehungsstil
Bei diesen Erziehungsstilen liegen die Schwerpunkte oft in klaren Regeln, Anordnungen und Bestimmungen seitens der Eltern. Die Kinder werden hohen Anforderungen und oft hierarischen Familienstrukturen ausgesetzt.
Kritiker bemängeln hierbei die nicht ausreichende Berücksichtigung der kindlichen Persönlichkeit und deren Bedürfnisse sowie eine übertriebene Anerziehung zur Unterordnung.
Erziehung – eine komplexe Mammutaufgabe
Eltern sehen sich mit dem Erziehungsauftrag oft einer wahren Mammutaufgabe gegenübergestellt. Sie möchten in der Regel das Beste für ihr Kind und müssen aus der Mischung ihrer Verhaltensmuster, ihrer Einstellungen und ihrer persönlichen Werte die Ziele ihres Erziehungsstils zunächst selber definieren. Eine Mixtur aus Psychologie, Soziologie und Pädagogik, oft kombiniert mit Erfahrungen aus der eigenen Kindheit, wird im Idealfall zur perfekten Begleitung eines Kindes auf dem Weg zur eigenen Persönlichkeit. Bestimmte Werte, deren Wichtigkeit an die Kinder weitergegeben werden sollen, müssen nicht anerzogen, sondern vielmehr konsequent vorgelebt werden. Kinder lernen beispielsweise in den ersten sieben Lebensjahren fast ausschließlich durch Nachahmung. Eltern sollten sich hier ihrer besonderen Vorbildfunktion bewusst sein, und im Zweifel auch zur Korrektur eigener Verhaltensweisen bereit sein.
Der Weg zum eigenen Erziehungsstil:
eine Mischung der eigenen Verhaltensmuster, Einstellungen und
persönlichen Werte.
Die aktuell typischen Erziehungsstile
In den letzten Jahren hat sich eine Mischung verschiedener Erziehungsstile, mit dem Schwerpunkt einer demokratischen Erziehung, als typischer Stil herauskristallisiert.
Hierbei wird keinem Erziehungsstil uneingeschränkt gefolgt, sondern Entscheidungen fallen oft situationsbedingt. Es gibt Grundregeln, die ohne einzuengen bestimmte Grenzen abstecken. Der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes wird großes Augenmerk geschenkt und Gewalt ist im aktuellen Erziehungsstil verpönt. Den Kindern wird ermöglicht eigene Entscheidungen zu treffen und eigene Erfahrungen zu sammeln, Erziehung bedeutet hierbei primär Begleitung auf dem Weg zu selbstbewussten, glücklichen Menschen. Entscheidungen fallen hierbei primär demokratisch, das heißt das Kind und seine eigenen Vorstellungen werden konsequent in Entscheidungsprozesse einbezogen.
Ziel ist es den Kindern Wertschätzung entgegenzubringen, ihnen Respekt und Wertschätzung anderen gegenüber vorzuleben und ihnen stets emotionale Sicherheit zu bieten. Ein flexibler Erziehungsstil auf demokratischer Basis, der ideal auf Fähigkeiten, Talente und Bedürfnisse des einzelnen Kindes eingeht.
vogelbeere
Hallo! Tolle Seite!
Eine Frage: Wieso steht der autoritäre Erziehungsstil sowohl unter aktiv als auch unter passiv?
Lisa
Hallo,
da handelt es sich um einen Fehler. Hab ihn eben berichtigt 🙂