„Leih-Oma für meinen Sohn, 5 Jahre gesucht. Freie Zeit und ein offenes, freundliches Wesen zwingend erforderlich. Starke Nerven auch oberhalb der 50 wären zudem von Vorteil. Wenn Sie aus dem Raum Schwerin kommen und gerne an einem Familienalltag teilnehmen möchten, würden wir uns über Kontaktaufnahme sehr freuen“
So oder so ähnlich klingen neuerdings Stellenangebote oder Kontaktinserate im Internet. Längst ist es nicht mehr ungewöhnlich, wenn Familien nach Ersatz-Großeltern suchen.
Familien werden mobiler
Das Gebilde Mehrgenarationenhaus gibt es kaum mehr. Eine Familie, bestehend aus Großeltern, Kinder und Enkel, gemeinsam an einer Adresse findet man nur noch selten an. Anders als früher verstreuen sich Familien mittlerweile weit über die Bundesrepublik. Selbst die Grenzen ins Ausland werden häufig überschritten und so liegen zwischen den Familienangehörigen oft viele Kilometer. Ein Besuch zum sonntäglichen Kaffee wird fast unmöglich. Meist sind es ganze Wochenendunternehmungen um den Opa oder die Oma zu besuchen, denn spontane Fahrten über hunderte Kilometer sind mit Kind extrem aufwendig. Die Großeltern verschwinden so immer mehr aus dem Alltag der Kinder und verlagern sich hin zu Wochenenden oder werden sogar nur zum Event alle paar Monate.
Kinder profitieren von Großeltern
Schade für die Kinder, wo sie doch von älteren Menschen so viel lernen können. Die Generation vor den eigenen Eltern hatte Werte, die den heutigen zwar ähneln, dennoch anders ausgelebt wurden. Erfahrungen die Kinder heute nicht mehr machen werden treffen auf gespannte Kinderohren. Oftmals verhalten sich die Kleinen in Gegenwart älterer Personen auch ganz anders als im kleinen Familienbund bei den eigenen Eltern. Sie strahlen Ruhe und Besonnenheit aus, weil sie im Leben angekommen sind und der Alltag oft stiller geworden ist.
Eine Bereicherung für beide Seiten
Nicht nur die Kinder profitieren von der Zeit mit Großeltern. Auch die Eltern finden Unterstützung im Alltag. Sei es die Betreuung der Kinder oder aber die einfache Anwesenheit als Bezugsperson im Alltag. Allein das Beschäftigen und Unterhalten der kleinen Menschenbürger schenkt entspannte Nachmittage.
Anschluss zur Familie
Man altert in diesen Zeiten durchaus einsam. Hat man im Leben nicht den Partner bis zum Lebensende gefunden oder ihn aufgrund eines Schicksalsschlages bereits wieder verloren ist man heutzutage oft sehr allein. Gerade bei kinderlosen älteren Damen oder Herren kehrt nicht selten unangenehme Stille ein. Sie blühen im Kontakt mit Familien wieder auf, genießen die Zeit mit den Kleinsten und ihren Eltern. Auch die Aufgabe, der sie wieder nachkommen können, erfüllt viele ältere Menschen wieder mit Lebensfreude.
Wie komme ich an eine Leih-Oma oder einen Leih-Opa?
Neben der Zeitungsannonce bietet das Internet heute in vielen Städten wie Berlin, Hamburg oder Hannover Portale an um Eltern und Leih-Großeltern zusammen zu bringen. Auf diesen kann man sich registrieren und eine Art Steckbrief ausfüllen. Selbiges geschieht von Seiten der Großeltern in Spe. Inhalt sind beispielsweise Hobbys, Alter der Kinder, meist auch Fotos. Ist man sich per Steckbrief und Foto sympathisch kann ein erster Kontakt aufgebaut werden. Die Kinder sind hier der entscheidende Punkt. Sie sind ausschlaggebend, ob die neue Oma oder der neue Opa mit in die Familie integriert werden dürfen. Nach kürzeren Treffen zum beschnuppern, darf dann bald der Familienalltag stattfinden. Auf den Spielplatz, zum Eisessen oder einfach als Spielgefährte im heimischen Kinderzimmer → die neuen Großeltern machen all das, was auch die echten tun würden.
Kosten die entstehen
Leih-Großeltern sind kein Ersatz für einen fehlenden Platz in der Kinderkrippe. Daher gibt es kein Prinzip der Entlohnung. Viele Dienste zur Vermittlung von Großeltern erheben zwar Beiträge oder bitten um Spenden, die meisten einmal vermittelten älteren Herrschaften erwarten aber keine Gegenleistung. Eine Aufwandsentschädigung von zwei bis vier Euro für Fahrtkosten oder für kleine Aktivitäten ist aber angebracht.
Angelika Seidemann
Bin 63 Jahre verwitwet alleinstehend und möchte mich als Leihoma bewerben. 450,-E. Angemeldet.Habe eine Tochter 25 Jahre. Sie lebt nicht bei mir und ist erwachsen.