„Und vor allem, Konrad, hör‘!
Lutsche nicht am Daumen mehr;
Denn der Schneider mit der Scher‘
Kommt sonst ganz geschwind daher,
Und die Daumen schneidet er
Ab, als ob Papier es wär‘.“
Ein ziemlich grausames Zitat aus dem Struwwelpeter, mit dem in der Vergangenheit viele Eltern versucht haben den eigenen Kleinen das Daumenlutschen abzugewöhnen. Denn, wie betroffene Eltern wissen, ist es gar nicht so einfach einem Kind das Nuckeln am Daumen abzugewöhnen. Neben den innig geliebten Eltern, dem schönsten Spielzeug und der beruhigenden Spieluhrmelodie gehört der eigene Daumen nämlich für viele Kleine -vor allem im Säuglingsalter- zu den beliebtesten und wichtigsten Seelentröstern. Was als Baby jedoch noch niedlich und unbedenklich erscheint, kann mit zunehmendem Alter tatsächlich zum Problem werden. Verformungen des Kiefers oder Schrägstellungen der Zähne könnten die langfristigen Folgen sein. Auch Warzen an den stark belasteten Hautstellen sind nicht unüblich.
Der „Struwwelpeter“ macht vor, wie man das Daumenlutschen den Kindern NICHT abgewöhnen sollte. Aber wie überzeugt man die lieben Kleinen, sich vom heißgeliebten Lutschdaumen zu trennen?
Ab wann sollte man Kindern das Daumenlutschen abgewöhnen?
Eltern wissen natürlich um die Gefahr mit Schnuller und Daumen Fehlstellungen der Zähne und im Kiefer zu riskieren. Gerade bei Säuglingen ist hier allerdings nichts zu befürchten. Da der Gaumen bei kleinen Kindern noch sehr weich ist, gibt es keinen Grund zur Sorge. Spätestens jedoch, wenn der Zahnwechsel – weg vom Milchgebiss – ansteht, ist es höchste Zeit Kindern das Daumenlutschen abzugewöhnen.
Mittel gegen Daumenlutschen
In der Ruhe liegt die Kraft!
Eine der wichtigsten Regeln innerhalb der schwierigen Entwöhnungsphase ist die Ruhe, mit der die Eltern auf ihre Kinder zugehen sollten. Dass im Grunde jede Form von Erziehung ohne Zwang und Gewalt geschehen soll, sei hier mal vorausgesetzt. Auch das Androhen von Konsequenzen („Wer am Daumen lutscht, darf nicht mit auf den Spielplatz!“) sollte unbedingt vermieden werden. Gerade Kinder, die ihren Daumen als Seelentröster und Beruhiger achten, fühlen sich dann verunsichert. Im schlimmsten Fall erreichen die Eltern sogar, dass sich das Kind gar nicht mehr vom Daumen trennt.
Mama und Papa werden zu Motivationskünstlern
- Lob
Die meisten Kinder lernen am Besten, wenn sie gelobt werden, sobald sie etwas ganz besonders toll machen. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall immer dann mit Lob und Motivation zu reagieren, wenn die Kleinen den Daumen nicht im Mund haben. Meistert es eine schwierige Situation aus eigener Kraft und ohne die Hilfe vom Seelentröster Daumen, kann man sich durchaus überschwänglich mit dem Kind freuen und es loben. Je regelmäßiger das Lob und die Freude kommen, desto eher wird das Kind diese schöne Situation selbst herbeiführen wollen. Bedenken sollte man allerdings: Das Lob nicht im falschen Augenblick anbringen. Dann nämlich, wenn Eltern gerade mitten in der Situation auf das Fehlen des Daumens hinweisen, wird dieser erst recht wieder ins Gedächtnis gerufen. Das kann unter Umständen auch dazu führen, dass der Daumen im Echo von „Mensch du hast ja deinen Daumen gar nicht mehr im Mund?“ geradewegs wieder dort landet. Lieber dann loben, wenn er nach langer Verweildauer außerhalb des Mundes wieder dorthin zurückwandert, etwa mit einem Lob wie: „Du hast es jetzt gerade richtig lange ohne Daumenlutschen ausgehalten. Das finden wir wirklich toll.“ - Belohnungen
Kinder lassen sich auch mit Belohnungen gut motivieren. Ein Kalender, in den das Kind für jeden Nuckelfreien Tag einen Aufkleber kleben darf hat schon bei so manchem Kind Wunder bewirkt. Drei Sticker hintereinander? Zeit für ein Eis!!!
Ein grooooßes Kind!
Am sichersten findet die Entwöhnung statt, wenn das Kind selbst mit dem Daumenlutschen aufhören möchte. Deshalb gilt es ihm klar zu machen, wie viele schöne und positive Sachen damit verbunden werden. Deshalb sagen Eltern häufig: „Du bist ja schon ein grooooßes Kind, du brauchst den Daumen doch gar nicht mehr“. Das kitzelt ein bisschen am Selbstbewusstsein des Kindes. Auch kann man versuchen, dem Kind zu erklären, dass es den Zähnen schadet oder dass man dessen Wünsche einfach ganz schwer verstehen kann, wenn es den Daumen im Mund hat. Denn, versteht ein Kind warum es etwas nicht tun sollte, so tut es sich leichter damit umzugehen als mit einem schlichten Verbot.
Zu diesem Zweck eignen sich auch Bücher sehr gut. Viele Kinderbücher beschäftigen sich mit dem Entwöhnen von Daumen und Schnuller. Gerade die Vorbildfunktion vieler Figuren in Kinderbüchern können beim Entwöhnen helfen.
Ersatz muss her!
Sieht man sich einmal an, wann Kinder daumenlutschen, so wird man schnell fest stellen, dass es meist immer wieder die selben Situationen sind, bei denen es den Daumen zur Beruhigung oder zum Seelentrösten nutzt. Hier gilt es kreativ zu reagieren. Andere Rituale können helfen, dem Kind neue Möglichkeiten auf zu zeigen. Auch ein tröstendes Kuscheltier oder eine Schmusedecke als Alternative kann der neue Begleiter des Kindes werden. Besonders in Schmusetüchern mit zahlreichen Knoten und verschiedenen Oberflächen können Kinder ihre Unsicherheiten gut loswerden.
Auch Ablenkung kann eine Art Ersatz für das Daumenlutschen sein. Wir Erwachsene kennen das: Zwar nuckeln wir nicht mehr am Daumen, so manch Mutter aber ist schwer mit der Nagelhaut beschäftigt, wenn sie in Gedanken ist. Wer aber hoch beschäftigt ist, hat gar keine Zeit am zum Daumenlutschen. Zudem: Mit vollen Armen ist der Daumen gar nicht frei um daran zu nuckeln. Also Einspannen in Haushalt und Alltag und möglichst viele Ablenkungsmanöver starten.
Tinkturen, Nagellacke und andere „Mittelchen“ gegen Daumenlutschen
Im Handel sind so manche Wundermittel zu finden, die helfen sollen Kindern das Daumenlutschen abzugewöhnen.
- Tinkturen
Meist handelt es sich dabei um Tinkturen in Form von Nagellacken die auf den Nagel des Daumens aufgetragen werden sollen. Ein bitterer oder scharfer Geschmack soll dann die Kinder daran hintern weiter am Daumen zu nuckeln. Dabei handelt es sich zwar bei manchen Kindern um eine durchaus wirksame Methode, jedoch sehen viele diese Variante der Entwöhnung auch mit kritischem Blick. Ein Negativerlebnis verbunden mit dem Seelentröster kann besonders sensible Kinder enorm verunsichern. - Bachblüten
Bachblüten sind eine Möglichkeit mit alternativer „Medizin“ an die Problematik heranzugehen. Eine Zusammenstellung von Bachblüten, beispielsweise aus Aspen, Mimulus,Centaury, Cherry Plum, Chestnut Bud, Holly, Walnut und Vine sollte das Kind in den Mund nehmen, kurz innehalten und erst dann schlucken. Die Bachblüten sollen den Drang nach dem Daumenlutschen entgegenwirken. Viele Eltern haben mit Bachblüten gute Erfahrungen gemacht. - Homöopathie
Auch die Homöopathie bietet verschiedene Kügelchen an, die Kindern seelisch dabei helfen sollen, sich das Daumenlutschen abzugewöhnen. Ipecacuanha gilt hier beispielsweise als eines der hilfreichen Mittel. Aber auch Belladonna (grundsätzlich bei unausgeglichenen Kindern häufig in Verwendung) kann helfen. - Handschuhe
Auch die Amerikaner haben sich was einfallen lassen um Kindern das Daumenlutschen abzugewöhnen. Der „Thumbuster“ ist eine Art Handschuh nur für den Daumen. Stoff wird über den Daumen gezogen und dann Mittels eines Klettverschlusses am Handgelenk befestigt. Wirksam könnte er besonders bei Kindern sein, die selbst gar nicht merken, dass sie am Daumen lutschen. Erfahrungsberichte sind allerdings nur wenige zu finden. Die Wirkweise erinnert aber einfach an die Handschuh-Methode, welche aus ähnlichen Gründen wie den bitteren Lacken nicht unbedingt empfohlen wird. Frust ist eine Emotion die bei Kindern oftmals kontraproduktiv wirkt.
Wie alles was man Kindern erlernen oder abgewöhnen will, geht es auch hier um eine Menge Geduld und Einfühlungsvermögen. Druck oder Zwang sind Methoden, die bei Kindern zwar funktionieren können um das Daumenlutschen abzugewöhnen, jedoch seelisch belastend sind. Deshalb gilt es sich innerlich zu entspannen und das Thema nicht überstürzt anzugehen. Wie wir, so müssen auch Kinder sich erst an Veränderungen im Leben gewöhnen dürfen.
Wollgast
Hallo,
bei dem Präparat handelt es sich um Belladonna, nicht Bellaisodonna
Lisa
Herzlichen Dank für den Hinweis 🙂