Ein Kind sitzt im Kindergarten immer alleine da, malt und schaut Bücher an, legt Muster aus bunten Perlen, sortiert Bausteine in einem nur ihm selbst verständlichen Muster. Wenn andere Kinder zum Mitspielen einladen, reagiert es eher ablehnend. Es wird gerne um Hilfe gebeten, wenn komplexere Lösungen gefragt sind. Nachmittags und abends ist das Kind aggressiv, sucht zwar körperliche Nähe, reagiert aber auf jede kleine Aufforderung mit einer Explosion. Was ist los?
Intelligenz ist sehr individuell. Sie lässt sich nicht an altersgemäßer Entwicklung festmachen, sie ist nur ansatzweise genetisch bedingt und auch nicht vollständig vom Umfeld und von der Förderung abhängig. Man weiß bis heute nicht so genau, wie Intelligenz zustande kommt, was für „Hochbegabung“ und „unterdurchschnittliche Begabung“ verantwortlich ist. Aber eines weiß man sicher: Hochbegabte Kinder sind meist schon im Kindergartenalter auf die ein oder andere Art und Weise auffällig, integrieren sich seltener in altersgleiche Gruppen, spielen schlicht „anders“. Sie beschäftigen sich oft mit ihren eigenen Gedanken, die sie künstlerisch-kreativ umsetzen. Sie sind oft aggressiv, brechen in Wut aus, brauchen Zeit, um sich wieder zu „entärgern“. Sie sind von Alltagsaufgaben frustriert, können mit eigener Ungeduld nicht umgehen, sind sehr emotional.
Anzeichen für eine überdurchschnittliche Begabung (Hochbegabung) bei Kindern
- Beschäftigung mit nicht altersgemäßen Thematiken und Spielen
- Einzelgängertum, aber bei älteren Kindern beliebt
- hinterfragt alles, ist außergewöhnlich interessiert an Zusammenhängen
- verkriecht sich oft in Büchern in einem Alter, in dem andere Kinder gerade erst Interesse an Buchstaben und Wörtern entwickeln
- ist von alltäglichen Dingen unterfordert, verweigert einfache Pflichten wie Hausaufgaben
- ist im Schulunterricht durch Träumerei und Trödelei auffällig
- ist hochemotional, leicht frustriert
- kann Emotionen schwer kontrollieren, explodiert leicht
Hilfestellung, Rat und spätere Entwicklung bei Hochbegabung
Kinder, die mit einer Begabung oder Hochbegabung gesegnet sind, haben es im Alltag nicht immer einfach. Während sie im Kindergarten noch relativ leicht gefördert werden können, wird es spätestens bei der Einschulung schwierig. Viele bekommen im Kindergarten bereits die Empfehlung, ein Jahr früher, als mit fünf Jahren, in die Schule zu gehen. Das ist an sich nicht verkehrt, kann aber nur ein erster Schritt sein. Denn auch ein Jahr jünger als Klassenkameraden haben diese Kinder komplexere Interessen, eine schnellere Auffassungsgabe und langweilen sich leicht. Eltern und Kinder brauchen Hilfe, sie müssen lernen, mit den geistigen Kapazitäten und dem einhergehenden Stress umzugehen. Denn trotz der überdurchschnittlichen Begabung sind die Kinder in anderer Hinsicht immer noch Kinder und brauchen das, was Gleichaltrige auch brauchen. Viel Liebe und Geduld sind wichtig, und dennoch wird der Familienalltag oft eskalieren. Hilfe gibt es bei Kinder- und Jugendpsychiatern, aber auch bei Heilpädagogen. Ein erster Schritt ist ein Intelligenztest, der besondere schulische Förderung nach sich ziehen kann. Elterninitiativen, Interessengruppen und besondere Angebote von Gymnasien und Hochschulen (Kinderuniversität beispielsweise) bieten Anregungen im Alltag und können den Weg in einen entspannten Umgang mit den besonderen Bedürfnissen begabter Kinder ebnen. Eltern wie Kinder brauchen Geduld. Druck schadet nur, zerstört das Verhältnis zueinander, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen der Kinder. Das ist ein Schaden, den man nie wieder rückgängig machen kann.
Fachlich kompetente Hilfe gibt es beispielsweise hier unter www.fachportal-hochbegabung.de
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