Es war ganz schön erschreckend, als wir merkten, dass im Wortschatz unserer Tochter neben Mama und Papa NEIN eines der ersten Worte war. Natürlich, es zu sagen ist für Kinder die einfachste Form Ablehnung zu zeigen oder zu vermitteln, dass sie etwas nicht möchten. Es beginnt mit einem Kopfschütteln und mündet in einem deutlichen Nein. Aber ich befürchte, dieses Nein kommt nicht nur vom Wunsch Ablehnung zu bekunden. Denn, auch Kopfschütteln hätten wir verstanden. Nein ist schlicht und ergreifend auch jenes Wort, dass Kinder ab dem Krabbelalter wohl am häufigsten zu hören bekommen. „Nein, nicht an den Herd!“, „Nein, weg vom fiesen Stubenkater!“ und „Neeeeein, nicht die Creme an den Fernseher!“. Die Folge im Kindergarten-Alter: Kinder scheinen schier resistent geworden zu sein. Es funktioniert um Längen nicht mehr so prompt wie als Baby. Ganz im Gegenteil: Erst nach mehrmaligen Ermahnungen zeigt ein Nein endlich Wirkung.
Wenn „Nein“ nicht mehr funktioniert braucht es Alternativen
Der einfachste Weg dieses lästige, negative Wort nicht mehr zu nutzen, ist zum einen im Zweifelsfall ein anderes zu nutzen. Denn nicht immer, haben Eltern Zeit Fehlverhalten mit langen Diskussionen oder Ablenkungsmanövern zu verhindern. Und das ist auch wichtig. Bei allen folgenden Möglichkeiten ein Kind in manchen Situationen ohne ein „NEIN“ zu erziehen, bleibt es wichtig sich eindeutig auszudrücken und sich nicht in niedlichen Hinweisen zu verlieren wie „Oh mein Schatz, dem Hasen solltest du vielleicht eher nicht am Ohr ziehen, der mag das sicherlich nicht ganz so gerne“. Dann lieber eine Variation wie ein deutliches „STOP“ versuchen.
- Positive Umformulierung
Auf der anderen Seite kann es helfen, die Sätze umzuformulieren. Besonders angenehm für Kinder ist es, wenn aus einem Verbot eine Änderungsmöglichkeit wird. Aus „Nein, hör auf den Ball zu werfen“ wird dann ganz einfach ein „Wie wäre es, wenn du den Ball über den Boden rollst?“. So kann das Kind weiter mit dem Gegenstand spielen, mit dem er gerade Freude hat und muss lediglich die Art und Weise zu spielen ändern. - Ablenkung
Wenn Kinder erst einmal etwas entdeckt haben, mit dem man Unsinn anstellen kann, ist es natürlich schwer, diese Neugier einfach abzuschalten. Mann kann allerdings versuchen, sie etwas abzulenken. Indem man andere interessante Dinge anbietet oder das Kind in ein interessantes Gespräch verwickelt, werden manche Gefahrenquellen oder zerbrechliche Gegenstände vergessen. Denn, über die Gestaltung der Geburtstagsparty oder den Einkauf für das Lieblings-Abendessen unterhalten sich fast alle Kinder nur zu gerne. - Auswahl
Kinder möchten ein Gehör bekommen. Sie wollen mündige Menschen mit einer eigenen Meinung sein. Nicht zuletzt deshalb lehnen sie manche Dinge wie bestimmte Kleidung einfach ab. Eltern können ihren Kindern aber ganz einfach Freiraum für eigene Entscheidungen geben, indem sie ihnen die Wahl geben. Vorsicht: Die Auswahl muss besonders bei den kleinen Kindern begrenzt sein, da sie sonst sehr schnell überfordert sind. Zwei Becher zur Wahl, zwei Kleidungsstücke oder zwei Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung reichen völlig aus um sich respektiert zu fühlen. Andernfalls kann die Auswahl zu einem für Eltern schier unendlichen Prozess werden. - Problem-Momente grundsätzlich umgehen
Viele Gelegenheiten, bei denen wir mit einem „Nein“ unterbrechen müssen, lassen sich ganz einfach vermeiden. Wenn das eigene zu Hause kindersicher gestaltet ist, d.h. Schränke verriegelt, gefährliche Gegenstände gut verstaut und Unfallquellen geschützt sind gibt es schon weniger Anlass Nein zu sagen. Kinder, die einen hohen Bewegungsdrang haben, können diesen auch einfacher und entspannter ausleben, wenn man mit ihnen nach Draußen geht. Hier können sie nichts kaputt machen, keine wertvollen Vasen oder Deckenlampen zerstören. Allen Situationen (wie der Supermarkt-Kasse) kann man natürlich nicht aus dem Weg gehen. Dann gilt es: Ruhe zu bewahren und konsequent zu bleiben, damit ein Kind lernt, dass ein NEIN nun mal auch manchmal an der Tagesordnung sein muss.
Manchmal ein Auge zu drücken
Eltern könnten ihr Kind schier den ganzen Tag ermahnen. Es ist auch einfach zu lustig die Eltern herauszufordern und Unsinn anzustellen. Wie gerne wären wir doch oft selbst Kind. Deshalb sollte man gar nicht immer alles grundsätzlich verbieten. Wenn Kinder im heißen Sommer auf dem Heimweg sich am Brunnen die gesamte Kleidung nass spritzen ist das doch halb so schlimm. Man ist ja eh gleich zu Hause. Und wenn die Kleine unbedingt mit dem Schlafanzug in den Kindergarten will. Ja warum eigentlich nicht? Wahrscheinlich wird es ein einmaliges Erlebnis bleiben.
SaMaRia
Hallo Lisa,
meine Drei konnten „Nein“ auch als drittes Wort 🙂 dieses Phänomen sollten Sprachforscher mal genauer unter die Lupe nehmen.
Manchmal habe ich mich ertappt, wie ich den ganzen Tag nur dieses Wort benutzte. Nein hier, nein da – fass das nicht an, leg das wieder weg, iss das nicht … das setzt unter Stress! Die Eltern mehr als die Kinder.
Nichtsdestotrotz sind Verbote in manchen Dingen unablässig: Wenn der Nachwuchs einfach ohne zu gucken über die Straße rennt oder wenn er sofort nach dem Aufstehen Schokolade und fernsehen möchte.
Ich habe heute noch immer diese Kämpfe auszufechten (meine drei sind mittleweile 9, 6, 5) und ich vermute mal, dass sich das über kurz oder lang auch nicht ändern wird – wenigstens bis sie volljährig sind und eine eigene Familie gründen 😉
Ganz viele Grüße aus der Kinderküche
Sandra