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Was ist ein Nachtschreck und wie reagiere ich am besten darauf?

Veröffentlicht

30.10.2023

Aktualisiert

02.11.2023

Was ist ein Nachtschreck und wie reagiere ich am besten darauf?

Es ist mitten in der Nacht, alles ist still und ruhig. Plötzlich durchbricht ein durchdringendes Schreien die Stille. Du eilst zu deinem Kind und findest es aufrecht im Bett sitzend, die Augen weit geöffnet und voller Angst. Das Herz schlägt dir bis zum Hals, aber gleichzeitig spürst du, dass etwas nicht stimmt. Dein Kind schaut durch dich hindurch, es scheint dich nicht wahrzunehmen. Wenn du ein solches Szenario erlebt hast, kann es sein, dass dein Kind einen sogenannten Nachtschreck erlebt hat.

Der Nachtschreck, auch als Pavor nocturnus oder Nachtangst bekannt, ist eine Schlafstörung, die vor allem bei Kindern im Alter zwischen drei und zwölf Jahren auftritt, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Es handelt sich um eine Art von Parasomnie, also eine Störung des Schlafs, die während des Übergangs vom Tiefschlaf in den leichteren Schlaf auftritt. Während eines Nachtschrecks erlebt das Kind intensive Angst und Panik, die sich in Schreien, Um-sich-Schlagen oder sogar Aufspringen aus dem Bett äußern können. Das Besondere am Nachtschreck ist, dass das Kind dabei nicht wach ist und sich am nächsten Morgen nicht an die Episode erinnert.

Im Gegensatz zu Albträumen, die in der REM-Phase des Schlafs auftreten und an die sich das Kind meist erinnern kann, sind Nachtschreck-Episoden für das Kind selbst nicht mit konkreten Ängsten oder Bildern verbunden. Es handelt sich eher um eine Störung des Aufwachprozesses, bei der das Kind in einer Art Zwischenzustand zwischen Schlafen und Wachen gefangen ist. Auch wenn der Anblick eines Kindes im Nachtschreck für die Eltern sehr beunruhigend sein kann, ist es wichtig zu wissen, dass das Kind selbst in der Regel keinen Schaden davonträgt und die Störung in den meisten Fällen mit der Zeit von selbst abklingt.

In welchem Alter tritt der Nachtschreck auf?

Der Nachtschreck tritt vor allem bei Kindern im Alter zwischen drei und zwölf Jahren auf. Es ist jedoch auch möglich, dass jüngere Kinder und sogar Erwachsene von dieser Schlafstörung betroffen sind. Die Häufigkeit und Intensität des Nachtschrecks nimmt mit zunehmendem Alter des Kindes tendenziell ab. Im Kleinkindalter sind die Episoden oft am intensivsten und können mehrmals pro Woche auftreten. Mit dem Schulalter werden sie seltener und verschwinden bei den meisten Kindern bis zur Pubertät vollständig. In seltenen Fällen kann der Nachtschreck auch im Erwachsenenalter fortbestehen oder neu auftreten.

Was sind die Symptome für das Phänomen?

Die Symptome des Nachtschrecks können von Kind zu Kind variieren, aber es gibt einige charakteristische Anzeichen, die auf diese Schlafstörung hinweisen:

  1. Aufschrecken aus dem Schlaf: Das Kind schreckt plötzlich aus dem Schlaf auf, oft mit einem durchdringenden Schrei oder Weinen.
  2. Angst und Panik: Das Kind zeigt sichtbare Anzeichen von Angst und Panik, wie z.B. weite aufgerissene Augen, schnelles Atmen oder Herzrasen.
  3. Nicht ansprechbar: Während eines Nachtschreck-Anfalls ist das Kind in der Regel nicht ansprechbar und reagiert nicht auf Beruhigungsversuche der Eltern.
  4. Motorische Unruhe: Das Kind kann um sich schlagen, treten oder sogar aus dem Bett springen.
  5. Nichterinnern am nächsten Morgen: Am nächsten Morgen kann sich das Kind in der Regel nicht an die Episode erinnern.
  6. Keine Träume oder Albträume: Im Gegensatz zu Albträumen, die in der REM-Phase des Schlafs auftreten und an die sich das Kind meist erinnert, sind Nachtschreck-Episoden für das Kind selbst nicht mit konkreten Ängsten oder Bildern verbunden.
  7. Dauer: Eine Episode des Nachtschrecks dauert in der Regel nur wenige Minuten, kann aber auch länger andauern.

Wie häufig tritt der Nachtschreck auf?

Die Häufigkeit des Nachtschrecks kann von Kind zu Kind stark variieren. Bei manchen Kindern treten die Episoden nur vereinzelt auf, bei anderen können sie mehrmals pro Woche vorkommen. In der Regel nimmt die Häufigkeit des Nachtschrecks mit zunehmendem Alter des Kindes ab.

Laut wissenschaftlichen Studien erleben etwa 1 bis 6 Prozent aller Kinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren Nachtschreck-Episoden. Dabei sind Jungen etwas häufiger betroffen als Mädchen. Bei den meisten Kindern verschwindet die Störung von selbst, bevor sie das Jugendalter erreichen.

Auch wenn der Nachtschreck in den meisten Fällen harmlos ist, kann er für die betroffenen Familien eine große Belastung darstellen. Die Eltern sind oft sehr beunruhigt, weil sie nicht wissen, wie sie ihrem Kind in dieser Situation helfen können. Deshalb ist es wichtig, über die Schlafstörung Bescheid zu wissen und zu verstehen, dass das Kind während eines Nachtschreck-Anfalls nicht wach ist und sich am nächsten Morgen nicht daran erinnert.

Was ist die Ursache für die Schlafstörung?

Die genaue Ursache des Nachtschrecks ist nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige Faktoren, die das Auftreten der Schlafstörung begünstigen können:

  1. Genetische Veranlagung: Es gibt Hinweise darauf, dass der Nachtschreck in manchen Familien gehäuft auftritt. Kinder, deren Eltern oder Geschwister ebenfalls unter Nachtschreck oder anderen Schlafstörungen leiden, haben ein erhöhtes Risiko, selbst betroffen zu sein.
  2. Schlafmangel: Eine der häufigsten Ursachen für Nachtschreck ist Schlafmangel. Kinder, die nicht genug Schlaf bekommen, sind anfälliger für die Störung.
  3. Unregelmäßiger Schlaf: Auch unregelmäßige Schlafzeiten oder eine schlechte Schlafhygiene können das Auftreten von Nachtschreck begünstigen.
  4. Stress und Überforderung: Psychischer Stress und emotionale Belastungen können ebenfalls Auslöser für den Nachtschreck sein.
  5. Krankheit oder Fieber: Manchmal tritt der Nachtschreck in Zusammenhang mit einer Erkrankung oder Fieber auf.
  6. Medikamente: In seltenen Fällen können bestimmte Medikamente das Auftreten von Nachtschreck begünstigen.

Es ist wichtig zu wissen, dass der Nachtschreck eine harmlose Schlafstörung ist und das Kind in der Regel keinen Schaden davonträgt. Bei wiederkehrenden oder besonders intensiven Episoden sollte jedoch ein Kinderarzt oder Schlafexperte konsultiert werden, um die möglichen Ursachen abzuklären und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Wie lange dauert der Nachtschreck?

Eine Episode des Nachtschrecks dauert in der Regel nur wenige Minuten, typischerweise zwischen 5 und 20 Minuten. Es kann jedoch auch kürzere oder längere Episoden geben. Während dieser Zeit kann das Kind schreien, um sich schlagen oder im Bett aufsetzen, ohne wirklich wach zu sein. Nach der Episode kehrt das Kind in der Regel wieder in einen ruhigen Schlaf zurück und erinnert sich am nächsten Morgen nicht an den Vorfall.

Was reagiere ich als Mutter oder Vater richtig?

Wenn dein Kind einen Nachtschreck erlebt, ist es wichtig, ruhig und gelassen zu bleiben. Auch wenn es schwerfällt, den Anblick des ängstlichen und schreienden Kindes zu ertragen, solltest du wissen, dass der Nachtschreck für das Kind selbst nicht schädlich ist und es sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern wird. Hier sind einige Tipps, wie du als Mutter oder Vater richtig reagierst:

Wann sollen wir mit dem Kind zum Kinderarzt bzw. zur Kinderärztin?

Es gibt einige Situationen, in denen es ratsam ist, mit dem Kind zum Kinderarzt oder zur Kinderärztin zu gehen, wenn Nachtschreck auftritt:

  1. Häufigkeit: Wenn die Nachtschreck-Episoden sehr häufig auftreten und das Kind dadurch regelmäßig in seinem Schlaf gestört wird.
  2. Intensität: Wenn die Episoden besonders intensiv sind und das Kind sich während des Anfalls verletzen könnte.
  3. Dauer: Wenn die Nachtschreck-Episoden über einen längeren Zeitraum anhalten und keine Besserung in Sicht ist.
  4. Begleitsymptome: Wenn zusätzlich zu den Nachtschreck-Episoden andere Symptome wie zum Beispiel Fieber, Kopfschmerzen oder Atembeschwerden auftreten.
  5. Fragen und Unsicherheiten: Wenn du dir unsicher bist, wie du mit der Situation umgehen sollst und Fragen zur richtigen Reaktion hast.

Der Kinderarzt oder die Kinderärztin kann die Ursachen für den Nachtschreck abklären und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einleiten. Darüber hinaus kann er oder sie dir wichtige Tipps und Ratschläge geben, wie du als Elternteil richtig reagierst und dein Kind unterstützen kannst.

Was unterscheidet den Nachtschreck vom Albtraum?

Der Nachtschreck und Albträume sind zwei unterschiedliche Phänomene, die während des Schlafs auftreten können. Hier sind die Hauptunterschiede:

Nachtschreck

  • Tritt während der Tiefschlafphase auf, meist in der ersten Hälfte der Nacht.
  • Kinder sind während einer Episode nicht wirklich wach und nicht ansprechbar.
  • Kinder reagieren nicht auf Beruhigungsversuche der Eltern.
  • Kinder erinnern sich am nächsten Morgen nicht an den Vorfall.
  • Die Episode dauert in der Regel nur wenige Minuten.
  • Kinder können schreien, um sich schlagen oder im Bett aufsetzen, ohne wirklich wach zu sein.

Albtraum

  • Tritt während der REM-Schlafphase auf, in der die meisten Träume stattfinden.
  • Kinder sind nach einem Albtraum in der Regel wach und ansprechbar.
  • Kinder suchen oft Trost bei den Eltern.
  • Kinder erinnern sich meist genau an den Traum, und er kann tagsüber noch Ängste auslösen.
  • Die Dauer des Albtraums kann variieren, und das Kind kann auch nach dem Aufwachen noch verängstigt sein.
  • Kinder können ebenfalls schreien oder weinen, sind aber wach und können sich an den Traum erinnern.

Beide Phänomene sind in der Regel harmlos und ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung. Wenn jedoch Unsicherheiten oder Fragen bestehen, sollte ein Kinderarzt oder Schlafexperte konsultiert werden.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Nachtschreck und Albträume zwar beängstigend für Eltern und Kind sein können, sie sind jedoch in der Regel harmlose Phänomene, die im Laufe der Zeit abnehmen. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und das Kind während eines Nachtschrecks nicht zu wecken, da dies die Episode verlängern kann. Stattdessen sollten Eltern darauf achten, dass sich das Kind nicht verletzt und die Episoden geduldig abwarten. Bei häufigem Auftreten von Nachtschreck oder Albträumen sollte ein Kinderarzt konsultiert werden, um mögliche Ursachen abzuklären und individuelle Tipps für das Kind zu erhalten. Generell hilft ein regelmäßiger und ruhiger Schlafablauf, das Kind zu beruhigen und einen erholsamen Schlaf zu fördern.

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