Kinder Tipps / Ratgeber / Familienleben / Kinderkrankheiten / Blinddarmentzündung

Blinddarmentzündung

Autor

Lisa

Veröffentlicht

15.01.2015

Aktualisiert

09.10.2023

Blinddarmentzündung

„Mama/Papa… mir tut der Bauch weh“
– ein Satz, der, aus dem Mund des eigenen Kindes kommend, selten schöne Stunden nach sich zieht.

Meistens haben kindliche Bauchschmerzen aber Gott sei Dank harmlose Gründe:
Das Kind hat zu viel durcheinander gegessen, ein Pups steckt quer oder es brütet einen lästigen, aber normalerweise harmlosen, Magen-Darm-Infekt aus. Wenn’s hart auf hart kommt wird der dann zwar noch in der Familie weitergereicht aber das war’s auch schon. Unangenehm ja. Gefährlich normalerweise nicht.

Symptome einer Blinddarmentzündung

Im Fall einer Blinddarmentzündung sind allerdings auch Bauchschmerzen das Leit-Symptom und der Beginn mancher krankenhausreifen Blinddarm-Geschichte hat genau so geklungen. Das Vollbild mit Fieber zwischen 37,5 und 39°C, Übelkeit und Erbrechen kann, muss aber nicht immer gegeben sein. Manche Blinddarmentzündungen schleichen sich über Tage ein, während andere innerhalb weniger Stunden voll zuschlagen.

Aber eine spezielle Sorte Bauchschmerzen ist charakteristisch:
Diese Blinddarm-Schmerzen beginnen oft recht uncharakteristisch in der Magengegend und wandern dann in den rechten Unterbauch, knapp rechts unterhalb des Nabels (aus Patienten-Sicht). Typische Blinddarmschmerzen werden bei Bewegung und Druck schlimmer.

  • Bauchschmerzen (vor allem im rechten Unterbauch)
  • Fieber und Erbrechen (nicht bei jedem Patienten)

Wie entsteht eine Blinddarmentzündung?

Der Blinddarm entzündet sich, wenn diese kleine Sackgasse am Darm verstopft. Dafür können Kotsteine (durch verdickten Stuhl), in seltenen Fällen geschluckte Kerne oder Würmer oder ein Stau der Sekrete im Darm durch eine geknickte Darmstelle verantwortlich sein.

Selbst-Tests Blinddarmentzündung

Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung führen die Ärzte die immer gleiche Prozedur durch, die man aber auch als Eltern einmal erproben kann. Für eine endgültige Diagnose bedarf es dann aber in jedem Fall eines ärztlichen Blutbildes, an dem sich die Entzündungswerte abzeichnen.

Um zu testen ob eine Blinddarmentzündung vorliegt kann man folgendes versuchen:

  • Kind zur Bewegung anhalten
  • Kind bitten, das rechte Bein anzuheben
  • Im Liegen die Region rechts unterhalb des Nabels mit 2 Fingern sanft drücken

Zeigt das Kind dabei gesteigertes Schmerzempfinden, ist der Punkt erreicht, an dem auch entspannte Eltern zum Arzt gehen sollten. Dieser wird entweder wie erwähnt mehrmals Blut abnehmen um die Entwicklung der Infektion abzuschätzen, oder direkt in die nächste Klinik überweisen.

Ist Eile gefragt? Wie gefährlich ist eine Blinddarmentzündung?

Hat man also ein Kind mit druckempfindlichem rechten Unterbauch, der beim Gehen mehr schmerzt als in Ruhe, sollte man, auch wenn man sonst nicht mit jeder Bauchgrippe zum Arzt rennt, wirklich unbedingt handeln. Und zwar innerhalb von 36, besser noch 12-24, Stunden sonst droht der Blinddarm sich dermaßen mit Eiter zu füllen, dass er platzt.

Stuhl und Eiter in der Bauchhöhle wären dann tatsächlich ein lebensbedrohlicher Notfall, den man allen beteiligten lieber ersparen sollte. Wobei auch das erstaunlich oft gut ausgeht denn es scheint in jedem Bekanntenkreis mindestens einen Helden zu geben, der genau das als Kind überlebt hat um davon zu erzählen.

Was passiert bei einer Blinddarmentzündung?

Eine Blinddarmentzündung ist keine solche Entzündung, die man mit der Gabe von ein paar Antibiotika in den Griff bekommt. Ist er also tatsächlich einmal entzündet, so bedarf es leider immer eines Krankenhausaufenthaltes.

Der Arzt hat also ins Krankenhaus überwiesen. Und nun? 

„Appendektomie“ sagt der Chirurg.
„Wurmfortsatz raus“ heißt das im Klartext.
„Blinddarm raus“ umgangssprachlich, wobei der eigentliche Blinddarm bleiben darf und nur sein kleines, wurmförmiges Anhängsel (eben den Wurmfortsatz) verliert.

Die OP

Geschnitten wird heute dabei nur noch selten wenn der Blinddarm nicht „rupturiert“ (=geplatzt) ist. Die OP erfolgt in den meisten Fällen, ohne nennenswerte Narben zu hinterlassen, mittels Bauchpiegelung (= laparoskopisch) und ist eine der häufigsten übehaupt.

Sie dauert weder lange (ca 20min OP bei 1Std Narkose), noch sind Komplikationen häufig.
Das Kind darf danach 24 Stunden nicht essen oder trinken und wird über einen Tropf ernährt. Danach ist Schonkost angesagt und die ersten kleinen Patienten dürfen schon nach 2 bis 3 Tagen wieder nach Hause, die anderen spätestens nach 4-6 Tagen.

Manche um eine Helden-Geschichte reicher.

Kann man einer Blinddarmentzündung vorbeugen?

Ob man seinen Wurmfortsatz ein Leben lang behält oder nicht ist vor allem Glückssache. Vorbeugen kann man dem nicht, denn zu einer Blinddarmentzündung kommt es meist durch Kotsteine. Ob diese sich formen ist in erster Linie eine Frage des persönlichen Glücks (oder eben Pechs).

Eine statistische Häufigkeits-Verteilung gibt es leider auch nicht.

Jeder 15. Erwachsene hatte Blinddarm-Pech und, in Folge der im Paket „Blinddarm raus“ inbegriffenen OP, keinen Wurmfortsatz mehr.

Optimistisch gelesen bedeutet das allerdings:
Die Chancen, dass man dieses Szenario mit seinem Kind nie erlebt stehen 14:1.
Kein Anlass also für die nächste Runde Eltern-Paranoia.

Kommentare

Es kann sich aber ebenfalls um ein Meckel Divertikel handeln. Dies ist ein Überbleibsel aus der embryonalen Phase und ein Fortsatz vom Dünn- oder Dickdarm. Es wird häufig bei Verdacht auf Blinddarmentzündung entdeckt, da es bei vielen Betroffenen sonst zu keinen Beschwerden kommt. Der Artikel auf Wikipedia dazu ist sehr gut, um sich schnell zu informieren. Leider ist die OP bei einem entzündenden Meckel Divertikel nicht ganz ohne. Meinem Sohn wurde ein Bauchschnitt verpasst und eine Drainage gelegt – jetzt hat er eine riesige Narbe quer über seinen Bauch mit einer etwas kleineren (wo das Loch für die Drainage war) ca. 2 Finger breit darunter. Es war bereits perforiert (obwohl ich immer gleich bei akuten Beschwerden zum Kinderarzt gehe) und durch eine Darmschlinge gedeckt (die hatte sich darüber gelegt und daher war das Meckel Divertikel im Ultraschall nicht zu erkennen). Der Kinderarzt hatte erst eine Angina und dann anschließend eine Meningitis (was uns dann letztlich erst kurz vor knapp ins KH gebracht hat) diagnostiziert.


Du hast eine Frage oder Meinung zum Artikel?

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht