Heutige Kinderbücher haben sich verändert. Längst werden Familien nicht mehr nur noch klassisch nach Schema F, sprich: Vater, Mutter und zwei Kinder, gezeichnet. Familienmodelle werden immer bunter. Das hat verschiedene Gründe. Natürlich gab es auch früher familiäre Schwierigkeiten. Doch in unserer schnelllebigen Zeit wird der Zusammenhalt von Paaren zusätzlich erschwert durch weit häufigere Berufswechsel, Umzug und finanzielle Schwierigkeiten. Auch ständiger Geldmangel und der dadurch bedingte Stress führen häufig zu Problemen in der Partnerschaft. Der nun beginnende Kreislauf von Unzufriedenheit und Schuldzuweisungen belastet Kinder. Ehen und Partnerschaften die früher eisern zusammengehalten wurden enden immer häufiger in Trennungen. Häufig eine schwere aber langfristig sinnvolle Veränderung im Leben einer Familie.
Neuanfang
Hat man, oftmals unter großen Schwierigkeiten, sich im neuen Leben als getrennte Familie zurechtgefunden, fängt die Entspannung an. Häufig sind die Wochenenden neu geregelt, Besuche bei der Mutter oder dem Vater stehen an. Der Tagesablauf ist eingespielt, die entstandene Situation akzeptiert und jedes Familienmitglied fängt an, sich in seinem neuen Platz innerhalb der Familie zurecht zu finden.
Neue Partnerschaften
Geht ein getrennt lebender Elternteil eine neue Partnerschaft ein, bedeutet dies eine neue und nicht immer leicht zu handhabende Herausforderung. Das Wichtigste in einer solchen Situation ist Offenheit und Ehrlichkeit den Kindern und auch dem ehemaligen Partner gegenüber.
Neue Partner in die Familie einzuführen sollte unbedingt sorgfältig vorbereitet werden, vor allem wenn der neue Lebensgefährte ebenfalls Kinder hat. Das Gerüst „Patchwork-Familie“ ist sehr sensibel. Nicht ohne Grund gibt es zahlreiche Ratgeber zur Thematik Patchwork. Besonders wenn ein neuer Partner mit seiner Familie in die bestehende Wohnsituation einziehen soll, muss unbedingt eine schrittweise Annäherung erfolgen. Je älter die Kinder sind, desto wichtiger ist es ihnen, im Rahmen, ein Mitspracherecht einzuräumen. Haben sich die Kinder an den neuen Partner an der Seite ihrer Mutter oder des Vaters gewöhnt, so gilt es viel gemeinsame Zeit zu verbringen ehe man darüber nachdenken kann gemeinsam unter einem Dach zu wohnen.
Die zukünftige Wohnsituation muss zuallererst geklärt werden
- Welche Kinder teilen sich ein Zimmer?
- Besteht die Möglichkeit Räume so abzuteilen, dass ein gewisses Maß an Privatsphäre bleibt?
- Welche Ausweichmöglichkeiten kann man den Kindern bieten, wenn sie sich zurückziehen wollen?
Wie kann das neue Leben funktionieren?
Kinder sind sensibel und Veränderungen in der Familie können eine enorme Belastung für sie darstellen, die sich nicht selten mit Rückzug oder durch schulische Problemen zeigt. Gerade wenn zur Familienzusammenführung auch noch Streitigkeiten zwischen den Expartnern bzw. den leiblichen Elternteilen außerhalb des Haushaltes hinzu kommen, wird es häufig kompliziert. Oft ist es hilfreich hier unparteiische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Hier gibt es Angebote der folgenden Partner und Institutionen
- Jugendämter
Sie dienen in der Regel als kompetenter Ansprechpartner bei allen Fragen bzgl. des zu regelnden Umgangs und auch der Unterhaltszahlungen. - Katholische- oder Evangelische-Jugendfürsorge
bietet Hilfestellung bei schwierigen Kommunikationsthemen sowie eine kostenlose Familienberatung.
Beide Institutionen bieten, sollten alle anderen Wege versagen, auch eine gemeinsame Familienhilfe an.
Positive Beispiele für einen funktionierenden Patchwork-Familienverband
Beispiel 1:
Die neue Familiensituation wurde ausführlich mit allen Beteiligten besprochen.
Die Kinder haben sich darauf geeinigt, jeweils zu zweit in einem Zimmer zu schlafen. Der übrig gebliebene Raum wird umschichtig als privates „Freundeszimmer“ genutzt. So hat jedes Kind die Möglichkeit sich völlig ungestört mit seinen Kumpels zu treffen. Da diese Idee von den Kindern kam, gab es auch keine größeren Schwierigkeiten.
Beispiel 2:
Da in den meisten Fällen die Kinder aus unterschiedlichen sozialen Umfeldern stammen und dazu noch andere Erziehungsmethoden gewöhnt waren, liegt hier ein sehr sensibler Bereich vor. Am Besten ist es sich ganz vorsichtig, Schritt für Schritt, den Kindern anzunähern. Diese lernen sehr schnell sich Situationen anzupassen, solange sie sich gerecht behandelt fühlen. Achten sie daher immer darauf die dazugekommenen Kinder weder besser noch schlechter, sondern gleichzubehandeln. Geben sie den Kindern die Möglichkeit sich zusammenzuraufen, ohne gleich in Panik zu geraten. Greifen sie bei Unstimmigkeiten nur im Notfall ein. Bald werden die Kinder erkennen, dass durch die anderen Kinder ihre Position den Erwachsenen gegenüber gestärkt wurde, weil sie nun mehr Mitstreiter beim Durchsetzen ihrer eigenen Interessen haben.
Beispiel 3:
Achten sie immer darauf den Kindern bei Geschenken gleichwertige Dinge zu geben. Oftmals sind die Großeltern der einen Familie finanziell besser gestellt und das schlägt sich dann bei der Üppigkeit der Geschenke nieder, was zu unnötigem Neid führt. Ebenfalls sehr wichtig ist die Absprache mit dem früheren Partner, die Kinder bei Besuchen nicht mit Geschenken zu überschütten nur um sein Image als guter Elternteil zu demonstrieren.
Eine Patchworksituation ist definitiv nicht einfach, aber auf jeden Fall zu meistern. Wichtig ist, dass Streitigkeiten und auch der eventuell verletzte Stolz nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Bei Bedarf sollte immer rechtzeitig Hilfe eingeschaltet werden. Für die Eltern gilt es stets ein offenes Ohr für die Belange aller Kinder zu haben. So ist für alle Beteiligten möglich, aus dieser Situation, das Beste herauszuholen.
Eine Patchworkfamilie ist nicht nur Herausforderung, sondern kann richtig gehandhabt eine große Bereicherung darstellen.
Keine Kommentare vorhanden