Viele nennen ihn liebevoll „Silberblick“, doch Strabismus bei Kleinkindern (meist spricht man vom Schielen) ist alles andere als niedlich oder witzig. Und anders als oft so lapidar dahin gesagt verwächst es sich nicht immer einfach. Natürlich, das Auge eines Neugeborenen ist gerade erst am Lernbeginn des Sehens. Dass Säuglinge häufig schielen ist Eltern bekannt und sollte ohne familiäre Vorbelastung auch erst einmal keinen Grund zur Sorge darstellen. Doch lässt sich der Strabismus auch über längere Phasen beobachten, sollte man aufmerksam werden.
Was ist Strabismus?
Als Strabismus (Schielen) bezeichnet man das Phänomen, das eines oder beide Augen von einer Parallelstellung abweichen. Beim fixieren eines Gegenstandes blicken sie nicht in dieselbe Richtung. Dabei kann ein Auge in alle denkbaren Richtungen abweichen. Die uns gewöhnlicher Weise bekannteste Form ist das Schielen nach Innen, doch auch nach außen, oben oder unten gewandte Augen sind keine Seltenheit. Ganz im Gegenteil: Rund 5 bis 7 Prozent aller Deutschen leiden unter den verschiedenen Formen des Strabismus. Er kann bereits im Kleinkindalter auftreten oder sich im späteren Leben erst entwickeln.
Vor dem 8. Lebensjahr nicht behandelt, kann sich eine hochgradige Schwachsichtigkeit entwickeln, die im späteren Leben nicht mehr zu korrigieren ist. Eine solche Schwachsichtigkeit ist allerdings ausgeschlossen, wenn der Strabismus erst nach dieser sensiblen Lernphase des Auges entsteht.
Ursachen für Strabismus
Die Ursachen für Strabismus bei Kindern sind unterschiedlich. Neben der genetischen Veranlagung, kann auch eine Erkrankungen oder aber eine unbehandelte Sehschwäche wie eine hohe Weitsichtigkeit im Kleinkindalter verantwortlich sein. Auch Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt können zu Strabismus bei Kleinkindern führen.
Man unterscheidet beim Schielen zahlreiche Typen, grundsätzlich aber ist vor allem von folgenden die Rede:
Bekannte Formen von Strabismus
Lähmungsschielen
Diese Form des Strabismus ist bedingt durch eine Lähmung des Augenmuskels. Das Auge ist dementsprechend nicht in der Lage jeder Blickrichtung des anderen Auges zu folgen. Dieser Unterschied an Bewegungsvermögen wird als Schielen sichtbar. Die Lähmung kann durch Verletzungen am Auge oder Erkrankungen wie Entzündungen oder Durchblutungsstörungen am Auge entstehen. Auch eine angeborene Lähmung des Augenmuskels ist möglich.
Begleitschielen
Bei dieser Form des Strabismus liegt keine anatomische Problematik vor. Vielmehr ist hier das Gehirn verantwortlich, welches die Steuerung des Blickwinkels nicht korrekt ausführt. Ein Auge ist völlig gesund, während das andere Auge zwar dem führenden Auge entsprechend gleiche Bewegungen ausführt, aber nach außen, innen, oben oder unten leicht versetzt steht. Oftmals liegt eine starke Weitsichtigkeit vor.
Pseudostrabismus
Diesem Schielen liegt keine Erkrankung zu Grunde. Ganz im Gegenteil. Das Schielen wird lediglich optisch wahrgenommen. Meist sind es asymmetrische Gesichtszüge bei Kindern oder sehr breite Nasen (häufig im asiatischen Raum), die ein optische Täuschung verursachen. Es bedarf dementsprechend natürlich keiner Korrektur.
Latentes Schielen
Der Augenmuskel kontrolliert unter normalen Bedingungen eine Fehlstellung selbst. Dieser Strabismus zeigt sich nur unter starker Anstrengung, Müdigkeit oder Stress des Kindes. Weil der Augenmuskel ständig angestrengt ist, kann diese Form des Strabismus bei Kleinkindern häufig zu Kopfschmerzen führen.
Symptome für Strabismus bei Kindern
- ungewöhnliche Blickrichtung oder schiefe Kopfhaltung
- Zusammenkneifen der Augen oder gelegentliches Abdecken eines der Augen
- Ungeschickte Bewegungen
Da Strabismus häufig dazu führt, dass Kinder Probleme bei der dreidimensionalen Wahrnehmung bekommen, haben sie meist auch ein schlechtes räumliches Denken. Sie wirken mitunter tollpatschig oder motorisch schwach. - Tränende Augen
- Lichtsensibilität
- Konzentrationsprobleme
- Zitternde Augen
- Häufiges Klagen über Kopfschmerzen
Therapie
Nach genauer Diagnose des Strabismus durch einen Kinderarzt erfolgen unterschiedliche Methoden zur Behandlung. Ein Begleitschielen, welches durch eine Weitsichtigkeit verursacht wird, kann durch die Anpassung einer Brille behandelt werden. Sollte die gewünschte Verbesserung nicht folgen, greift man meist auf eine Okklusionsbehandlung zurück. Da Strabismus häufig auch zu einer Unterfunktion des schlechten Auges führt, wird das gute Auge am Sehen gehindert um das Gehirn zu animieren, dass schlechtere Auge zu trainieren. Durch ein Pflaster, welches das ganze Auge bedeckt oder aber einer Brillenfolie wird eine Ambylopie (das nervliche Abschalten des schlechten Auges) verhindert. Eine solche Behandlung dauert viele Jahre an (zumeist mindestens bis zum zehnten Lebensjahr). Das erfordert viel Geduld und Disziplin von Seiten des Kindes und der Eltern. Ein Lähmungsschielen mit dauerhafter Lähmung eines Augenmuskels muss meist operativ behandelt werden.
Kann man Strabismus vorbeugen?
Strabismus lässt sich grundsätzlich nicht wirklich verhindern. Es ist wichtig, gerade bei familiärer Vorbelastung regelmäßig die Augen des Kindes überprüfen zu lassen um, wenn notwendig, möglichst schnell eine Behandlung zu beginnen. Je früher ein schielendes Auge behandelt wird, desto besser.
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