„Das ist Babyspeck! Sobald die Kleinen anfangen zu krabbeln und zu laufen verwächst sich das ganz schnell…“
So oder so ähnlich beruhigen wir Eltern uns, wenn die eigenen Kinder im Babyalter ein wenig dem guten Buddha ähneln. Tatsächlich ist viel dran an dieser Aussage, denn die meisten Babypfunde lösen sich mit dem Wachstum tatsächlich in Luft auf und man kann tatsächlich zusehen wie die einst dickeren Kinder abnehmen. So sagt „Übergewicht“ im Babyalter noch wenig darüber aus, wie ein Kleinkind oder gar Jugendlicher später aussehen mag. Das wird einem auch bewusst, wenn man sich die Spannbreite der Perzentillen im Untersuchungsheft einmal ansieht. So sind selbst bei Kleinkindern Gewichtsunterschiede von 5 Kg in ein und demselben Alter völlig unbedenklich und das bei gerade einmal einer Körpergröße von 75 oder 80 Zentimetern.
Als Baby noch „normal“, später Grund zur Sorge
Später, im Kindsalter und in jungen Jahren vor der Pubertät wird Übergewicht oder gar eine mögliche Fettleibigkeit mehr und mehr Gesprächsthema und in manchen Fällen tatsächlich zu einem ernst zu nehmenden Problem. Denn, neben den sozialen Auswirkungen, die Übergewicht für Kinder haben können, wie beispielsweise Mobbing, birgt Übergewicht bei Kindern auch langfristig große Probleme vor allem in Punkto Gesundheit. Die weichen Knochen und Gelenke werden durch das Übergewicht stark strapaziert und können sich dauerhaft verformen. Auch Erkrankungen (beispielsweise Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck), die eigentlich eher im Erwachsenenalter auftreten, sind bei übergewichtigen Kindern deutlich häufiger anzutreffen. Eltern betroffener Kinder machen sich nicht zuletzt dann Vorwürfe und fragen sich, was sie in der Vergangenheit möglicherweise hätten tun können um das heutige Übergewicht zu vermeiden.
Nun ist das Kind aber, wie man so schön sagt, nun einmal schon in den (wohl sehr nahrhaften) Brunnen gefallen und Vorwürfe helfen nur wenig. Nun ist die Frage wichtiger: „Wie kann mein Kind abnehmen und das möglichst gesund?“ Wichtig ist es an dieser Stelle Eltern mit Hilfestellung zu geben und einige Lösungswege aufzeigen, die langfristig das Potential haben, dem Kind dabei zu helfen abzunehmen.
BMI im Kindesalter? Was sind aussagekräftige Werte?
Der sogenannte Body-Mass-Index, kurz BMI, versucht das optimale Gewicht durch Relation von Gewicht zur Körpergröße zu bestimmen. Dabei gibt es nicht idealtypische Werte, sondern vielmehr Normbereiche, in denen das Gewicht als optimal bewertet wird. Im Bezug auf Kinder und Heranwachsende sollten diese Werte aber dennoch kritisch beäugt werden: Wachstumsprozess und hormonelle Umstellungen können zu deutlich sichtbaren Schwankungen des Körpergewichts führen, die aber nicht partout mit chronischer Fettleibigkeit gleichgesetzt werden sollten. Befindet sich ein Kind beispielsweise in einer Art „Wachstumspause“, so kann es durchaus sein, dass es kurzfristig ein wenig an Gewicht zulegt. Folgt dann aber etwas verspätet der Wachstumsschub werden diese Reserven bitter benötigt und brauchen sich schnell auf. Innerhalb kürzester Zeit kann wieder eine Gewichtsabnahme erfolgen und das kurzfristige Übergewicht laut BMI schon wieder verschwinden.
Erst wenn die Gewichtszunahme über einen längeren Zeitraum trotz stetigem Wachstum oder gar mit mangelnder Bewegung und offensichtlicher Fehlernährung einhergeht, sind Eltern aufgefordert, aktiv einzugreifen.
Gleichgewicht zwischen Ernährung und Bewegung
Natürlich ist es unbestritten, dass bereits die Ernährungsweise in jüngeren Jahren das Risiko für eine langfristige Fettleibigkeit im Verlauf des Lebens erhöhen kann. Gerade Kinder haben aber – solange sie sich noch im Wachstumsprozess befinden – den Vorteil, dass das Gewicht schnell und effektiv reduziert werden kann, ohne dass kindsuntypische Diäten und exzessive Sportprogramme angesetzt werden müssen, die das Kind seiner Lebensqualität berauben. Die modernen Medien und die umfangreichen Facetten des frühkindlichen Entertainments (wie Fernsehen oder Kinder Tablets) tragen einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass Kinder ihrem kindlichen Spieltrieb nicht mehr ausreichend nachgehen. Wenn Eltern es schaffen, ihr Kind für neue Interessensgebiete, in denen Bewegung einen zentralen Stellenwert hat, zu begeistern, werden sie überrascht sein, wie schnell und einfach das Kind mit viel Freude an neuen Bewegungsmöglichkeiten abnimmt. Das Problem des einstigen Übergewichts wird schon bald der Vergangenheit angehören ohne, dass das Thema Essen richtig in den Vordergrund rückt. Anreize für eine aktive Freizeitgestaltung und Strategien, um das Interesse des Kindes auf ein bewegungsorientiertes Hobby bzw. Sport zu lenken, können diese sein:
- Sport im Verein, der dem kindlichen Interesse gerecht wird
- aktive Freizeitgestaltung mit den Eltern
- Spielen mit den Freunden an der frischen Luft
- ein neues Sport- bzw. Freizeitgerät anstatt einer Konsole oder eines Smartphones
Abnehmen durch richtige Ernährung
In Punkto Ernährung gibt es verschiedene Teilbereiche, die Einfluss darauf haben ob ein Kind zu- oder abnimmt.
Die üblichen Schuldigen für eine schnelle Gewichtszunahme:
- Süßigkeiten
Eine Gewichtszunahme durch Süßigkeiten ist wohl die am naheliegendste Variante. Kinder erfahren schon im frühen Kindesalter Süßigkeiten als etwas Positives. Sie werden von Eltern, Bekannten und Verwandten als Belohnungs- oder gar Bestechungsmittel eingesetzt. Eltern sollten deshalb den Zucker- und Fettkonsum ihrer Kinder gut beobachten, ohne dabei grundsätzliche Verbote auszusprechen. Als Eltern ist es wichtig, das Naschen des eigenen Kindes im Auge behalten, aktiv zu kontrollieren und gegebenenfalls unauffällig zu reduzieren. - Zwischenmahlzeiten
Viele Eltern neigen dazu stets kleine Mahlzeiten anzubieten. Doch die ständige Verfügbarkeit von Essen animiert auch Kinder dazu zuzugreifen, die vielleicht gar keinen Hunger haben, sondern nun lediglich Appetit verspüren. Was bei schlanken Kindern weniger ein Problem darstellt ist bei übergewichtigen Kindern richtig schwierig. Man sollte natürlich stets eine Regelmäßigkeit der Mahlzeiten einhalten, um Hungerattacken zu vermeiden und einen ungesunden Stoffwechsel auszuschließen. Süße und fettige Snacks bzw. Naschereien außerhalb dieser Mahlzeiten aber sollten besonders bei bereits übergewichtigen Kindern die Ausnahme bleiben. Möchten Eltern dennoch jederzeit gegen Hunger gewappnet sein, so sollten Obst und Gemüse im Angebot stehen. Langfristig sättigende Lebensmittel sollten Teil der Hauptmahlzeiten sein, denn meist sind es gerade die Lebensmittel die aufgrund ihrer hohen Kaloriendichte besonders dick machen. - ungesunde Hauptmahlzeiten
Während Naschen auch mal verweigert werden darf, sollte die Regelmäßigkeit der Hauptmahlzeiten jedoch nicht von Einschränkungen betroffen sein. Lediglich die Art der Nahrungszubereitung und die Art der Speisen können umgestellt werden, um den nötigen Abnehmprozess des Kindes zu unterstützen. Besonders Kohlenhydrate und Fette tragen dazu bei schnell an Gewicht zuzunehmen bzw. dick zu werden. Gerichte auf Basis dieser Stoffe sind deshalb eher kontraproduktiv und sollten deshalb bei einer erwünschen Abnahme weniger auf dem Teller zu finden sein. Gesunde Alternativen mit einem niedrigen Anteil an Fett und einem hohen Anteil an Gemüse, Obst und Eiweißprodukten wie Fisch und hellem Fleisch hingegen helfen Kindern dabei schnell an Gewicht zu verlieren, da sie wesentlich kalorienärmer sind.
Eltern in der Vorbildfunktion
Oftmals vergessen wir Eltern einen wichtigen Teil in der Funktionsweise von Erziehung: Das Abkucken. Vielerlei Verhaltensweisen erlernen Kinder rein durch das Kopieren des elterlichen Verhaltens. Das bedeutet: Um ein Kind zu animieren, sich viel zu bewegen und gesund zu ernähren genügt es nicht diese Dinge nur zu predigen. Viel wichtiger ist es sich ebenso selbst gesund zu ernähren und tagtäglich vorzuleben, dass Bewegung ein Teil des Alltags ist.
Druck und Beleidigungen – nicht hier!
Einem Kind ständig zu sagen, dass es zu fett und dick sei oder womöglich aufgrund seines Übergewichtes zu beleidigen ist nicht nur gemein, sondern kontraproduktiv. Ein Kind das sich von der eigenen Familie nicht akzeptiert fühlt wie es ist, wird sich bei selbst bei positiven Veränderungen im Alltag eher zurück ziehen als diese als etwas Gutes zu werten. Auch wir Erwachsene kennen außerdem das Phänomen Essen als eine Art Ersatzbefriedigung zu nutzen. Dieses Verhalten gibt es auch bei Kindern. Auf Ablehnung oder Bestrafungen reagieren sie mit dem heimlichen Verzehr von Lebensmitteln oder Süßigkeiten.
Können Kinder mit Diätprodukten abnehmen?
Auch wenn die Pharmaindustrie bereits eine große Auswahl an kindlichen Diätprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln bietet, sollten diese pauschal nicht zum Einsatz kommen, damit ein Kind abnehmen kann.
Für eine gesunde Gewichtsabnahme im familiären Umfeld sind Abnehmprodukte wie Shakes, Pillen oder gar völliger Nahrungsverzicht absolut unsinnig.
Wichtig für die spätere Gesundheit der Kinder ist keine kurze Diät, sondern eine langfristige Umstellung auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.
Natürlich bleiben und mit gesundem Menschenverstand handeln
Wen eine Familie ihr Kind beim Abnehmen unterstützen möchte, sollte sie vermeiden, in extremes Verhalten zu verfallen. Eltern sollten durch feste Mahlzeiten für ein geregeltes Essverhalten sorgen. Es gilt, den Konsum von süßen und fettigen Naschereien zu kontrollieren, ohne diese im Grundsatz zu verbieten. Wir alle wissen, dass Kinder vor allem das Verbotene reizt. Die aktive Freizeitgestaltung der Kinder sollte unterstützt werden. In schlimmen Fällen, wenn Eltern das Gefühl haben, das Problem nicht selbst in den Griff zu bekommen, sollte der Kontakt zu einer professionellen Ernährungsberatung gesucht werden, die weitere alternative Wege aufzeigen kann, wie das eigene Kind abnehmen kann. Ein Klinikaufenthalt oder eine ärztliche Diät sollte grundsätzlich der letzte Weg sein. Dies gilt auch für schwer übergewichtige Kinder und Jugendliche.
Eva Michlmayr
Hallo ich bin 12 Jahre alt und wiege 55kg und bin 152cm groß und möchte abnehmmen für den Sommer aber ich weiß nicht wie können sie mir helfen oder Ideen geben??Um nur noch 45 kg bis in den Sommer zu wiegen
Lisa
Hallo Eva.
Im Artikel haben wir bereits viele hilfreiche Tipps. War nichts dabei für dich wo du dir vorstellen könntest umzusetzen?