Aufgrund von Sprachauffälligkeiten unserer 3-jährigen Tochter wurden wir in den letzten Monaten im CHC (Comprehensive Hearing Center) der Universitätsklinik Würzburg vorstellig, da sich dort bereits unser Sohn wegen einer Schwerhörigkeit in Behandlung befindet.
Vorgeschichte / vorangegangene Untersuchungen
Tatsächlich stellte sich bei Untersuchungen heraus, dass die Sprachauffälligkeiten sehr wahrscheinlich eine Begleiterscheinung von Paukenergüssen sei. Diese können, vor allem wenn sie bei Kindern sehr gehäuft auftreten schnell zu Problemen der Sprachentwicklung führen, weil sie das Hörvermögen mindern.
>>zum Artikel „Rachenmandeln (Polypen) und Paukenergüsse bei Kindern
Weil Paukenergüsse im Sommer nur sehr selten bei Kindern auftreten, vermuteten die Ärzte, dass sie schon länger vorlagen und evtl. eine Problematik der Gehörgänge vorliegen könnte. Hörtests und eine Druckmessung hatten außerdem ergeben, dass im Innenohr ein Unterdruck bestand, welcher ebenso auf eine Störung der Belüftung des Mittelohres hinwies.
Da die Ärzte diese Symptome häufig bei vergrößerten Rachenmandeln (umgangssprachlich auch Polypen genannt) sehen, wurden uns vom Arzt einige typische Fragen gestellt:
- Atmet sie vermehrt durch den Mund?
- Schnarcht sie häufig?
- Hat sie sprachliche Auffälligkeiten
- Ist sie häufig erkältet oder hat Ohrenschmerzen?
Ein Schnarchen und sprachliche Auffälligkeiten hatten wir in der Vergangenheit häufig an unserem Kind bemerkt, Ohrenschmerzen oder eine Mundatmung allerdings weniger.
Es wurde als Folge ein OP-Termin für einen Eingriff vereinbart und das Geben von Nasentropfen empfohlen, in der Hoffnung, der Paukenerguss und der Unterdruck im Ohr mögen sich von selbst geben. Am Tag der OP würde man dann entscheiden, ob eine OP mit Entfernung der Rachenmandel, eine Parazentese und das Setzen von Paukenröhrchen in das Trommelfell bei diesem Eingriff von Nöten sein werden.
Die vom Arzt verschriebenen Tropfen wurden nun über einige Wochen verabreicht bis der Termin zur OP an stand.
Unsere Erfahrungen mit der OP
Tag der Krankenhausaufnahme
Tatsächlich waren sich die Paukenergüsse während der Urlaubs-Wochen im sommerlichen Kroatien von selbst mit Gabe der Tropfen verschwunden. Aufgrund der doch starken Sprachauffälligkeiten und dem bestehenden Verdacht vergrößerter Rachenmandeln riet man nach wie vor zur OP. Die Paukenröhrchen sollten allerdings im Eingriff nicht gesetzt werden. Ob die Rachenmandeln vergrößert seien, könne man erst in Narkose sehen. Im für das Kind besten Fall, würde man in Narkose sehen, dass kein Handlungsbedarf an den Mandeln bestünde. Insofern war die OP vorwiegend angedacht um eine umfassende Untersuchung des Rachenraumes vorzunehmen und dann weitere Schritte entsprechend der Feststellungen zu tun. Nun gut.
Am Tag vor dem Eingriff wurden wir (Mutter und Tochter) also stationär aufgenommen. Sämtliche Vorgespräche und -untersuchungen seitens verschiedener Ärzte der Universitätsklinik wurden schon am Vortag durchgeführt. Auch das Anästhesie-Vorgespräch und eine Blutuntersuchung fanden an diesem Tag statt. Am Folgetag sollte unser Kind der erste Patient im Operationstrakt der HNO-Klinik sein.
Tag der Operation
Den Tag der Operation gingen wir sehr entspannt an. Die Kleine bekam kurz vor dem Termin zwei Pflaster auf die Handoberflächen, unter denen eine Salbe dafür sorgen sollte in den kommenden Minuten die Haut für das spätere Legen eines Zugangs (dauerhaft verbleibender kleiner Schlauch in der Vene) zu betäuben. Sie wurde dann im Schlafanzug und frischer Wäsche gemeinsam mit dem Bett in den Operationstrakt geschoben.
Im Operationstrakt müssen sich Eltern einen Überwurf anziehen um das Kind zu begleiten. Durch die Gabe eines Beruhigungsmittels werden die Kinder im Normalfall soweit beruhigt und müde, dass sie das Legen eines Zugangs ohne Probleme akzeptieren und sich auf einer Liege entspannt vom Anästhesie-Arzt in den Operationsraum bringen lassen.
Hartnäckiges Mädchen
Leider haben wir ab hier keine guten Erfahrungen gemacht. Anders als die meisten Kinder wehrte sich unsere Tochter vor dem Eingriff innerlich so immens gegen den Schlaf, dass auch die Gabe einer weiteren Dosis Beruhigungsmittel und einem Kombinationsmedikaments nicht dazu führen, dass sie einschlief oder sich von ihrer Mutter trennen lies. Es war fast unmöglich sie auf die Operationsliege zu legen. Weil während der Operationsvorbereitungen (d.h. Gabe immer wieder neuer Mittel) sehr viel Zeit verging, war leider auch die Hautoberfläche der Hände nicht mehr 100 % betäubt. So war auch das Legen eines Zugangs etwas schwierig und für die Kleine ein wenig schmerzhaft. Zudem funktionierte es aufgrund der sehr kleinen Venen schlussendlich gar nicht. Alle Beruhigungsmedikamente sorgten anders als üblich nicht dafür, dass unsere Tochter entspannt in den OP zum Eingriff geschoben werden konnte. Stattdessen wurde sie dann leider mit ein paar kleinen Tränen ohne Zugang vom Anästhesisten in den OP gebracht. Sowohl für das Ärzteteam als auch uns, nicht der optimale Ablauf. Im OP allerdings schlief sie dann aber sofort durch eine Narkose-Maske ein.
Verlauf der OP
Die Operation verlief sehr gut. Tatsächlich waren die Rachenmandeln (Polypen) vergrößert und wurden deshalb durch die Ärzte abgetragen bzw. entfernt. Die Trommelfelle wurden aufgeschnitten, die Restflüssigkeit dahinter abgesaugt und das Ohr gereinigt.
Nach der Narkose
Unsere Tochter schlief nach dem Eingriff etwas länger als üblich, da sie vor der Operation sehr viele Beruhigungsmittel bekommen hatte. Sie vertrug diese aber sehr gut und war bereits nach wenigen Minuten ganz unser altes Kind. Weder besonders schläfrig noch quängelig. Auch Schmerzen hatte sie durch die Gabe von Medikamenten nicht. Für uns als Eltern sehr erleichternd: Die Beruhigungsmittel verursachen einen kurzzeitigen Gedächtnisverlust, weshalb unsere Tochter ab dem Betreten der Vorbereitungsräume keine Erinnerungen mehr hatte. Sie war ganz der Überzeugung, eine OP hätte nicht stattgefunden.
Heilung nach der Operation der Rachenmandeln
Die Heilung verlief nach der Entfernung der Mandeln sehr gut und mit wenig Schmerzen. Essen und Trinken war in der ersten Zeit etwas schmerzhaft, weswegen unsere Tochter nicht besonders viel getrunken und gegessen hat. Deshalb bekam sie am dritten Tag eine Infusion über den schlussendlich am Fuß gelegten Zugang. Dieser war leider etwas behindernd, da sie keine Schuhe tragen konnte und viel von uns getragen werden musste.
Durch die Gabe von Schmerzmitteln durch Zäpfchen oder Schmerzlindernden Saft konnte sie bereits am dritten Tag wieder fast schmerzfrei und ohne Probleme schlucken. Die Medikamente sollte sie auch nicht nur aufgrund der Schmerzen nehmen, sondern wegen der fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.
Der Zugang wurde erst zur Entlassung vom Arzt entfernt um dem Kind bei aufkommenden Komplikationen schnell medikamentös helfen zu können.
Behandlungsdauer
Angedacht waren ursprünglich inklusive der ersten Nacht vor OP nur eine weitere Nacht. Da sich unsere Tochter als Folge der Narkose leider kurz vor der Arzt-Visite einmal übergeben hatte, war der Rachen während der Untersuchung etwas gereizt. Als Vorsichtsmaßnahme lag uns der Arzt deshalb nahe, eine weitere Nacht (insgesamt drei Nächte) zu bleiben um kein Risiko einzugehen.
Im Nachhinein haben wir erfahren, das Rachenmandeln auch häufig ambulant behandelt werden. Das wir stationär für einige Nächte bleiben mussten hatte also entweder damit zu tun, dass die Klinik besonders vorsichtig ist oder solch große Kliniken schlichtweg ihre Betten gerne voll belegt haben möchten… wer weiß! Sicherlich von Vorteil bei einem Krankenhausaufenthalt ist die Tatsache, dass die Kinder sich wirklich schonen und dauerhaft überwacht werden. Die volle Aufmerksamkeit von Mama für 2 Nächte,fand unsere Tochter ganz bestimmt aber auch nicht schlecht.
Risiken /mögliche Komplikationen nach der OP
Das größte Risiko nach einem solchen Eingriff, einer Entfernung der Rachenmandeln, ist eine Nachblutung. Da sie, wie der Name schon sagt, im Rachen stattfindet besteht die Gefahr, dass den Eltern die Blutung nicht auffällt und das Kind ungesehen innerlich verblutet. Deshalb durfte unsere Tochter zwei Wochen nicht in den Kindergarten, sollte sich nicht körperlich anstrengen und stets unter Beobachtung bleiben.
Vollständige Heilung nach dem Krankenhausaufenthalt
Die Schnitte im Trommelfell sind neben der Operation der Rachenmandeln nicht groß ins Gewicht gefallen. Anders als beim Setzen von Paukenröhrchen galt es lediglich abzuwarten. Eine Behandlung der Ohren von unserer Seite war nicht notwendig. Die Kleine hatte keine Schmerzen. Die Schnitte selbst verheilten innerhalb von 10 Tagen vollständig und so konnten wir schon nach kurzer Zeit wieder baden ohne darauf zu achten, dass kein Wasser in die Ohren kommt.
Auch der Rachen verheilte wunderbar. Zu bemerken war im Grunde lediglich etwas Mundgeruch. Nur drei Tage nach der Entlassung waren keine Schmerzmittel mehr nötig, sie konnte gut essen und war bis auf die unfreiwillige Kindergarten-Pause nicht eingeschränkt.
Fazit nach der Entfernung der Rachenmandeln (Polypen)
Leider war die Entfernung der Rachenmandel nicht 100 Prozent erfolgreich. Das Mittelohr war nach wie vor nicht ausreichend belüftet und so mussten aufgrund erneuter Paukenergüsse trotz Rachenmandel-OP Paukenröhrchen gelegt werden.
Zwar ist nachvollziehbar, dass man zuerst einmal versuchen wollte die Paukenröhrchen zu umgehen, dennoch wäre es im Nachhinein schön gewesen wenn unsere Kleine sie bereits innerhalb der Operation der Rachenmandeln bekommen hätte und nicht nocheinmal ins Krankenhaus (diesmal allerdings nur ambulant) und damit auch in Narkose gelegt werden hätte müssen.
Die Entfernung der Rachenmandel an sich war jedoch im Grunde kein Drama, die Heilung gut und langfristig gesehen sicherlich ein richtiger Schritt. Vor der Operation sollte man keine Scheu haben, da sie täglich überall in Deutschland komplikationslos durchgeführt wird.
Gegen Langeweile im Krankenhaus
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Dr. Ines Weinzierl
Glücklicherweise sind solche Erfahrungen, wie sie Lisa mit Ihrer Tochter gemacht hat die Ausnahme. Aufgrund der kurzen Narkosedauer (die gesamte OP dauert meist nur zwischen 10 bis 15 min) kann das Kind in der Regel nach dem Eingriff wieder nach Hause; dh der Eingriff kann ambulant durchgeführt werden. Für einen stationären Eingriff sprechen z.B. ein sehr junges Alter (unter 2 Jahre), Vorerkrankungen, Blutgerinnungsstörungen. Wenn es bei dem Eingriff dann Probleme gibt behält man die Kleinen dann auch gerne mal eine Nacht zur Überwachung da.
Was die Röhrchen betrifft: inzwischen ist man da großzügiger. Man weiß, dass man auch mit liegenden Paukenröhrchen schwimmen darf und das Einlegen ist auch völlig unkompliziert. Mit der großzügigen Einlage zweier Röhrchen umgeht man die negative Erfahrung von Lisa, dass ein weiterer Eingriff nur allein wegen der Belüftungsstörung der Ohren gemacht werden muss. Dann ist man einfach auf der sicheren Seite.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Polypen-OP ein sicherer und harmloser Eingriff ist mit meist großer positiver Wirkung. Kinder, die wieder richtig hören können sind einfach viel zufriedener!