Unsere Tochter mit 3 Jahren spricht etwas undeutlich und schlecht. Für Familie und Freunde und selbst für uns als Eltern ist es häufig schwer zu erkennen, was sie mit ihren langen und verwirrenden Sätzen meint. Manche Kinder sprechen in den ersten Lebensjahren einfach nur sehr wenig, nach einigen Monaten platzt jedoch ein Knoten und sie holen all die Worte auf, die andere Kinder schon lange sprechen. Bei unserer Kleinen ist das etwas anders: Sie ist schon immer eine Quasseltante und spricht von dem Moment an an dem sich morgens ihre Augen öffnen bis zum letzten Augenblick bevor sie schläft. Sie liebt das Sprechen, doch verstehen tut man sie häufig aufgrund ihrer falschen Grammatik und ihrer undeutlichen Aussprache nicht. Der Kinderarzt hätte es bereits früh in ihrer Sprachentwicklung bemerken müssen, doch erst nach vielen Rückfragen von unserer Seite wurde sie untersucht. Das Ergebnis: Sprachentwicklungsstörung aufgrund häufiger Paukenergüsse. Die Folge: Entfernung der Rachenmandeln und anschließend Logopädie.
Die sprachliche Entwicklung eines Kindes ist wichtig für jede Form des Lernens
Babys lernen durch Nachahmen. In den ersten Lebensmonaten ist Sprache noch etwas völlig fremdes und so bleibt ihnen keine andere Wahl. Mit den ersten Lebensjahren wird die Sprache bei Kindern dann immer wichtiger. Erst mit ihr können Kinder Anweisungen aufnehmen und umsetzen, Erklärungen anhören und verstehen. Gibt es beim Erlernen der Sprache Störungen so wirkt sich das auf verschiedene Ebenen der Entwicklung und auch auf den Alltag enorm aus.
Sich ausdrücken können
Für Kinder ist die Sprache das wichtigste Instrument sich mitzuteilen. Sprache gibt Eltern die Möglichkeit Verhaltensweisen ihrer Kinder nachvollziehen zu können, sie ermöglicht es Kindern die Welt aus ihrer Sicht zu erklären. Viele Konfliktsituationen entstehen, weil sie nicht ergründen können weshalb etwas geschieht oder weil sie gesprochene Inhalte falsch interpretieren. Durch Sprache können Probleme diskutiert werden, Eltern können Missverständnisse aus der Welt räumen, die Kleinsten können sich und ihre Gefühle verständlich machen. Hat das Kind allerdings Probleme sich sprachlich auszudrücken oder Gehörtes richtig zu verarbeiten, so führt dies zu Frust zwischen allen Parteien und automatisch zu häufigen Streitereien.
Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern
Probleme bei der Sprachentwicklung können verschiedenste Ursachen haben:
- Erblich
Sprachauffälligkeiten wie beispielsweise Stottern oder Lispeln sind häufig genetisch bedingt, d.h. regelrecht vererbt - Körperlich
Störungen des Gehirns können verantwortlich für eine Störung der Sprachentwicklung sein. Auch ein vermindertes Hörvermögen, durch häufige Paukenergüsse (oft durch vergrößerte Rachenmandeln verursacht) kann ursächlich für Sprachentwicklungsstörungen des Kindes sein. - Emotional
Bei Kindern in allen Belangen der Entwicklung häufige Problemursache ist auch ein emotionales Ungleichgewicht. So kann ein Umzug, die Geburt eines Geschwisterkindes oder ähnliche plötzliche Veränderungen des gewohnten Alltags dazu führen, dass Kinder von einem Moment auf den anderen eine Sprachentwicklungsstörung entwickeln. - Praktisch
In vielen Haushalten wird heute viel zu wenig miteinander gesprochen. Kleinkinder, denen es an einem reichen Wortschatz fehlt haben diesen häufig zuhause gar nicht erlernen können. Wo gemeinsame Mahlzeiten oder gemeinsame Beschäftigungen im Alltag ausbleiben oder durch eine Informationsflut wie dem Fernsehen ersetzt werden, fehlt es vielen Kindern einfach an der Übung.
Woran erkennt man eine Sprachentwicklungsstörung?
Die Spannweite, in der sich Kinder sprachlich entwickeln ist riesig. Das bedeutet, dass es insbesondere bei Kleinkindern zwischen einem und drei Jahren äußerst schwierig ist eine Störung der Sprachentwicklung festzustellen. Genau in dieser Phase aber lassen sich festgestellte Störungen am besten therapieren bzw. eine gute Sprachentwicklung fördern. Ein guter Anhaltspunkt ist meist der Vergleich zu vielen Kindern. Nicht ein einzelnes, sondern der Querschnitt einer ganzen Kindergartengruppe beispielsweise kann einem erste Indizien liefern, ob das eigene Kind in seiner Sprache auffällig ist. Grundsätzlich gibt es einige Richtwerte, welche sprachlichen Fortschritte Kinder in einem bestimmten Alter bereits gemacht haben sollten oder wann sie als auffällig gelten.
Eventuell besteht eine Sprachentwicklungsstörung, wenn:
- das Kind bis zum ersten Geburtstag kaum oder gar nicht vor sich hin plappert, keine Doppellaute wie „mama“, „dada“ oder ähnliches bildet.
- Zwischen einem und zwei Jahren kein Interesse für Liedtexte oder Verse aufkommt oder keine Motorik wie zeigen erfolgt um zur Kommunikation mit den Eltern aufzufordern
- bis zum zweiten Lebensjahr keine Ein- oder Zweiwortsätze vom Kind kommen, der Wortschatz weniger als 20 bis 30 Worte beinhaltet.
- im dritten Lebensjahr kein Interesse an Geschichten, Erklärungen, Liedtexten oder ähnlichem besteht, der Wortschatz nur sehr langsam größer wird und die Grammatik sehr auffällig ist. Häufige Fehler in Aussprache und sehr langsames sprechen sind ebenso ungewöhnlich bei normaler Sprachentwicklung.
- das Kind mit vier Jahren nach wie vor undeutlich spricht, grammatikalische Fehler einbaut und einfache Inhalte von Texten oder Erzählungen nicht wiedergeben kann.
- in der Schule Schwierigkeiten beim Schreiben oder Lesen auftreten.
- Kinder anhaltend stottern oder eine sehr undeutliche Aussprache haben
(Quelle: www.kindergesundheit-info.de)
Diagnose/ Therapie
Ob und in welcher Form eine Sprachentwicklungsstörung vorliegt kann ein Logopäde mittels einiger Tests feststellen. Anschließend an diese umfangreiche Untersuchung wird ein Plan zur Förderung der Sprache durch eine Therapie innerhalb von Logopädiestunden und im eigenen Zuhause festgelegt.
Letzte Aktualisierung am 30.11.2023 / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Doreen Jagode
Wie komme ich mit meiner Tochter zur Logopädie
Lisa
Guten Morgen Doreen,
euer Kinderarzt kann ein Rezept ausstellen, wenn Logopädie von Nöten ist. Praxen gibt es in vielen Orten. Einfach mal googeln 🙂