All abendlich ist in vielen Wohnzimmern deutscher Familien (und nicht nur hierzulande wahrscheinlich) das gleiche Bild zu beobachten. Zwischen Eltern und Kindern herrscht der immer wieder kehrende Kampf um das Zubettgehen. Während die einen schon beim Umziehen und den Vorbereitungen für die Nacht scheitern, schaffen es andere tatsächlich bis ins Bett, um wenige Minuten später kleine Kinderfüße auf dem Fußboden patschen zu hören. Wenn das Kind nicht schlafen will, ist es für Eltern, die sich nach einem langen Tag nach dem eigenen Feierabend sehnen, eine enorme Geduldsprobe.
Warum will das Kind nicht schlafen, obwohl es müde ist?
Gerade Kleinkinder lernen mit 2 bis 4 Jahren, dass sie eine eigene Persönlichkeit haben und ein eigenständiger Mensch mit freiem Willen sind. Auch die Probleme, wenn Kinder nicht schlafen wollen, sind ein Teil der Trotzphase, in der Kinder sich ausprobieren, Grenzen ausloten und sich behaupten wollen. Es ist das Gefühl unabhängig sein zu wollen, selbst zu entscheiden und eine gewisse Macht zu besitzen. In diesem Fall ist es den Schlaf zu verweigern, der sich nur schwer von den Eltern aufzwingen lässt. Zudem lernen Kinder bis zum dritten Lebensjahr noch Schlafenszeiten zu interpretieren. Als Baby kennen sie ja noch nicht einmal Tag und Nacht. Auch das nächtliche Aufwachen ist, nicht nur bei Kindern, völlig normal. Der Körper wechselt im Schlaf ständig zwischen Tiefschlafphasen, Traumphasen und leichtem Schlaf. Dazwischen wacht man, wenn auch unbewusst, oftmals kurz auf um zu prüfen ob um einen herum alles in Ordnung ist.
Was kann man tun, wenn das Kind nicht schlafen will?
- Rituale
Sie sind der wichtigste Bestandteil um ein Kind, das nicht schlafen will zu motivieren und zu beruhigen.In festen Ritualen wie Zähneputzen, Umziehen, dem Vorlesen einer Geschichte und einer herzlichen Umarmung, stets im selben Ablauf, finden Kinder Halt und Sicherheit. Sie wissen genau was nun folgen wird und was von ihnen selbst erwartet wird. Auch das Versprechen in 5 Minuten noch einmal nach dem Kind zu sehen, gibt oft so viel Sicherheit, dass die Kinder in der Zwischenzeit einschlafen. Hier heißt es aber auch tatsächlich nach dem Kind zu sehen, sonst wird es für die Zukunft Vertrauen verlieren. - Die vielen Bitten
Kinder zögern das Zubettgehen gerne mit allerlei Sonderwünschen hinaus. Natürlich möchte man die Bitten nicht ausschlagen. Für die vielen Wünsche geht Zeit ins Land und das Kind bekommt seinen Willen. Dem kann man Vorbeugen, in dem man möglichst viele potenzielle Wünsche mit in das Abendritual einbezieht. So sollte man das Kind noch einmal zur Toilette schicken, ein Glas Wasser neben das Bett stellen und dafür sorgen dass das Lieblingskuscheltier griffbereit ist. So kann man erneute Bitten nach diesen Dingen guten Gewissens beim zweiten Bitten konsequent ablehnen. Um dem Kind ein gutes Gefühl zu geben, kann man beim Zubettgehen auch eine „Extrabitte“ erlauben, die dem Kind vermittelt „ich bekomme etwas extra“. Am Ende erreicht man das eigene Ziel auch trotzdem. - Nicht trödeln lassen
Kinder sind Meister im Hinauszögern wenn sie nicht schlafen wollen. Sie haben zahlreiche Taktiken um immer und immer wieder 5 Minuten zu ergattern. Da muss der Turm noch fertig gebaut werden und die Zahnbürste erst einmal ausgiebig begutachtet werden. Dann ist da noch der Durst und am Ende der sehnliche Wunsch dem Papa noch einmal einen Kuss zu geben. Wie könnte man so ewtas ausschlagen? Doch: Ist diese Taktik zu offensichtlich, sollte man sie unbedingt unterbinden. - Die Unabhängigkeit anders vermitteln
Gerade Kinder, die nicht schlafen wollen, allein aus der Begründung Macht zu haben, kann man anders glücklich stimmen. Indem man sie beim Abendritual selbst möglichst viele Entscheidungen fällen lässt, spüren sie, dass sie als eigene Person ernst genommen werden. So kann man sie bei der Auswahl des Schlafanzugs oder der Gute-Nacht-Geschichte zwischen zwei, drei Alternativen auswählen lassen. Wichtig: Man sollte keine offenen Fragen stellen. „Willst du jetzt ins Bett?“ ist denkbar schlecht, weil ein NEIN darauf folgen würde. Besser wäre „möchtest du jetzt oder in 10 Minuten ins Bett?“. Das Kind entscheidet sich sicherlich für die längere Zeit und ist im Anschluss zufrieden eine Stimme gehabt zu haben. - die Schlafenszeit dem Schlafbedarf anpassen
Manchmal liegt es gar nicht daran, dass Kinder nicht einschlafen wollen, tatsächlich sind manche Kinder einfach nicht müde oder werden nachts für ein, zwei Stunden hellwach und möchten spielen. Ganz ehrlich: Wir Erwachsene wissen genau wie hart es ist einzuschlafen, wenn die wirkliche Bettschwere bzw. Müdigkeit fehlt. Dann stimmen der Schlafbedarf und die Zubettgeh-Zeiten nicht überein. Hier kann es helfen, das Kind später zu Bett zu bringen und eventuell morgens zu wecken, damit es am Abend wieder müde werden kann. - Ruhe
Vor dem Zubettgehen sollten die Kinder zur Ruhe kommen. Fernsehen kann bei manchen Kindern eine regelrechte Reizüberflutung auslösen. Sie benötigen dann erst noch eine Zeit um sich etwas zu beruhigen, bevor sie einschlafen können. Auch aktives Spielen im Bett ist kontra-produktiv. Das Bett sollte ein Ort der Ruhe sein, in dem geschlafen wird und kein Spielplatz. Deshalb sollten auch kleinere Kinder nach dem Aufwachen zügig aus dem Bett genommen werden. - Ablenkung und eine warme Umgebung
Oft kann es auch helfen, wenn man Kindern ein Nachtlicht neben das Bett stellt. Von sanften Lichtwechsel bis hin zu einem großen Sternenhimmel.
Am wichtigsten, wenn das Kind nicht schlafen will, ist das Verhalten der Eltern,
Auch wenn es schwierig ist: Ruhig und bestimmt bleiben.
Auf einen Machtkampf von Seiten des Kindes (wir kennen das aus der Trotzphase) gar nicht erst eingehen. Bekommt das Kind beispielsweise einen Wutanfall, am besten in Ruhe lassen. Aufmerksamkeit, auch in Form von Verärgerung gäben dem Kind lediglich eine Bestätigung. Hier gilt es im besten Fall abzuwarten bis der Sturm sich gelegt hat und dann ruhig und selbstsicher das Zubettgehen auf ein Neues angehen.
Oft gehen Tage oder Wochen ins Land, bis das Kind die neuen Rituale und Verhaltensweisen annimmt. Schließlich kann eine Veränderung im Tagesablauf, bei den abendlichen Ritualen oder eben einfach im Verhalten der Eltern durchaus zu Unsicherheiten führen.
Am besten sollte man sich immer wieder vor Augen führen, dass bisher noch jedes Kind irgendwann einen Schlafrhythmus gefunden hat. Das hilft um Geduld und Ausdauer über einen längeren Zeitraum zu behalten.
Das Einschlafen attraktiver machen
Sicher ist der Kauf eines neuen Bettes nicht unbedingt pädagogisch das sinnvollste Mittel bei einem Kind, das sich womöglich aus Trotz gegen das Zubettgehen weigert. Eine Möglichkeit ihm das Schlafen, vorallem das Schlafen im eigenen Zimmer, schmackhafter zu machen ist es aber allemal. Denn, wer sich in die eigene Höhle, den Rennwagen oder das süße Prinzessinenbett zurückziehen „darf“, tut das in jedem Fall lieber. Irgendwann muss man sich eh die Frage stellen, ab wann Kinder kein Gitterbett mehr benötigen.
(Bei unserem Sohnemann war es tatsächlich ein Rennwagen, der ihn zum Schlafen im eigenen Zimmer inspirierte… 🙂 )
Letzte Aktualisierung am 30.11.2023 / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Nicole
Hallo…
ich bin Mama von 2 Kindern. Meine Große (8) war von Anfang an ein wahrer Engel in allen Lebensphasen. Ich hab nicht verstanden wie andere Eltern immer so müde und genervt waren, naja- bis dann meine 2 Tochter auf der Welt war (heut 2).
Sie war schon gleich nach der Geburt ein Teufel.. schlafen will sie nicht, spazieren nicht, Auto fahren nicht,,, Garnichts war möglich ohne Geschrei! Nun ist sie 2, und ich hab ja wirklich gehofft das es mal besser wird, und ich vielleicht mal wieder zum Durchschlafen komme…aber da hab ich mich wohl getäuscht… Rituale haben wir, feste Zeiten auch,,,aber schlafen will die kleine Maus einfach nicht! Ich hab vor 2 Monaten die Kündigung bekommen weil ich soooo fertig war das ich wiederholt auf meinem Arbeitsplatz eingeschlafen bin!
Lisa
Hallo Nicole,
du Arme! Klingt nach einer wirklich schlimmen Zeit in den letzten beiden Monaten. Kinder können wirklich enorm unterschiedlich sein und wie man bei dir sieht, hat der Charakter oder die Probleme auch nicht immer mit der Erziehung oder den Eltern zu tun. Schließlich tust du beispielsweise mit den Ritualen genau das Richtige. Hast du denn schonmal einen Besuch beim Osteopathen in Erwägung gezogen? Im eigenen Bekanntenkreis habe ich mittlerweile häufig die Erfahrung gemacht, dass Kindern, die besonders viel geschrien haben, ein Osteopath sehr gut helfen konnte. Hast du denn Unterstützung im Familien- oder Bekanntenkreis?
Banu
Hallo Nicole
Probier mal mit Osteopathie.
LG
Banu