Ich erinnere mich an einen Besuch bei Bekannten, eine klassische Familie wie sie in jedem Bilderbuch aussieht: Mutter, Vater, Sohn und eine Tochter. Ich unterhielt mich gerade angeregt mit der Mutter, als der Sohnemann (sitzend in der Badewanne) nach seiner Mama rief. Sie eilte zu ihm und wenige Sekunden später konnte man ein unterdrücktes Lachen hören und die Stimme der Mutter:
„Schaaatz? Kommst du mal? Dein Sohn möchte da was wissen, ich denke das ist dein Job!“
Schmunzelnd kam sie wieder zurück zu mir und erzählte mit roten Backen, der Kleine hätte da ein paar Fragen zu seinem spezifischen Geschlechtsmerkmal. Wir schwankten irgendwo zwischen peinlich berührt und amüsiert.
Das Thema Aufklärung ist tatsächlich immer wieder ein heikles Thema. Oftmals wissen die Eltern nicht, wie sie mit ihren Kindern in diesem Bezug umgehen sollen, schließlich ist das Thema Sexualität gerate zwischen Eltern und ihren Kindern häufig mit einer gewissen Scham belegt. Dabei ist das Ganze gar nicht so peinlich und seltsam, wenn man es nur richtig anstellt.
Ist eine Aufklärung heutzutage überhaupt noch notwendig?
Wo früher lediglich die BRAVO ihren Teil zur Aufklärung beitrugt, werden Kinder heute tagtäglich mehr oder minder mit Sexualität und Aufklärung konfrontiert. Schon im Nachmittagsfernsehen spielt Sexualität in Talk-Shows oder Reality-Soaps eine große Rolle. Viele Eltern glauben deshalb, dass ihre Kinder durch die Medien und ihre Freunde schon genug aufgeklärt werden und deshalb diesem „peinlichen“ Thema aus dem Weg gehen können. Doch leider irren sich hier die meisten.
Die Kinder entwickeln sich heutzutage immer früher und die Pubertät nimmt ihren Lauf schneller als man denkt. Deshalb ist sehr wichtig seine Kinder möglichst früh aufzuklären, denn der Körper ist oft viel weiter als der Geist, was nicht selten dazu führt, dass Kinder Dinge tun, die sie später bereuen.
Wie klärt man Kinder auf?
Wie man an heran geht, hängt mitunter ganz davon ab, welches Verhältnis man zu seinen Kindern hat. Jedes Kind reagiert außerdem anders auf das Thema. Auf jeden Fall sollte immer möglichst offen mit Sexualität umgegangen werden. Es nützt niemanden, wenn man verklemmt oder selbst äußerst peinlich berührt ist.
Wann sollte man mit der Aufklärung beginnen?
Im Grunde gehört die Aufklärung von Anfang an zur Erziehung. Man kann schon sehr früh seinen Kindern erklären wie man Babys macht. Selbstverständlich bedarf es hierbei noch keiner Details. Es genügt, den Kindern zu erklären, dass es dazu einen Vater und eine Mutter braucht und dass, wenn die beiden sich sehr lieb haben ein Baby entstehen kann. Sehr hilfreich sind oft auch Bücher zum Thema Aufklärung. Hier kann das Kind selbst entscheiden, wann es sich damit auseinander setzen möchte.
Vornehmen sollte man es sich auf jeden Fall sein Kind detaillierter aufzuklären, dennoch sollte man sich auf keinen bestimmten Tag versteifen. Oft bietet sich die Gelegenheit, wenn man gar nicht damit rechnet. Beim Fernsehen, einer Autofahrt oder sogar beim Essen. Diese Momente, wenn Kinder zu diesen Themen nachhaken und damit Interesse bekunden, müssen Eltern einfach ausnutzen.
Wie geht man bei der Aufklärung vor?
Oft ist es wichtig, seinen Kindern zu sagen, über was man jetzt sprechen möchte und nicht einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. Ein einleitender Satz wäre zum Beispiel: „Mittlerweile bist du schon fast erwachsen. Ganz bestimmt weißt du schon sehr vieles. Ich würde aber gerne mit dir über das Thema Sex sprechen und mit dir Dinge klären, die dir vielleicht unklar sind oder bei denen du Fragen hast.“
Schon hier sieht man, wie sein Kind reagiert. Sollte es sich komplett gegen das Thema wehren, darf man das Gespräch nicht erzwingen. Das jeweilige Kind wird sicherlich später auf die Eltern zu kommen.
Manche Kinder, besonders in der Pubertät reagieren trotzig und behaupten bereits alles über Sexualität zu wissen. Statt sie dann an den Tisch zu zwingen, kann es besser sein, Lesematerial zur Verfügung zu stellen, dem sich die Kinder bei Interesse dann selbst widmen können. Denn, man sollte schon sicher gehen, dass Kinder (zu ihrem eigenen Schutze) über einige Dinge Bescheid wissen, bevor das Thema Sexualität zu einem Bestandteil ihres Lebens wird.
Dinge, die sie ihrem Kind persönlich oder schriftlich vermitteln sollten:
- Man darf immer nein sagen, wenn man etwas nicht möchte
- Es gibt Krankheiten vor denen man sich schützen muss
- Wie kann man schwanger werden bzw. wie schützt man sich davor?
- was passiert generell mit meinem Körper in der Pubertät?
Entspannt bleiben…
Auch wenn das Thema durchaus einen ernsten Hintergrund hat, darf man bei der Unterhaltung nicht zu steif und hart sein. Eine Herangehensweise mit etwas Humor lockert jede Unterhaltung auf und macht das ganze Gespräch angenehmer.
Grundsätzlich sollte man sich beim Thema Aufklärung vorher nicht zu viele Gedanken machen und stattdessen spontan und entspannt handeln. Wenn Eltern locker mit dem Thema Sexualität umgehen können, geben sie Kindern und Teenagern das Gefühl, dass sie jederzeit ganz entspannt mit Fragen auf sie zu kommen können. Zeigen Eltern, dass sie in Puncto Aufklärung extrem verspannt und unsicher sind, so ist es eher unwahrscheinlich, dass die Kinder den Austausch suchen.
Peter Staehli
Deftige sexuelle Anspielungen (beispielsweise amerikanische Sitcoms) und Fast-Nackt-Bilder (Werbung, Spielfilme) sind allgegenwärtig in den Medien. Meist ist es für Kinder unverständlich, was daran lustig oder interessant sein soll. Jugendliche lachen aus Gruppendruck mit oder verinnerlichen die vermittelten Werte (Dauerpotenz, Riesenbusen).
Empfinden die Eltern bei sexuellen Gesprächen selbst übertriebene Scham, so merken das die Kinder sehr schnell. Leider fragen die Kinder dann andere bis sie Antworten erhalten. Oft ist es erschreckend, welche Märchen vom Schulhof geglaubt werden.
Eltern täten besser daran, ihre schamhaften Gefühle offen anzusprechen und trotzdem über das Thema Sex zu reden. Dabei sollen sie sich nicht nur auf die Biologie beschränken, sondern auch auf die Emotionen in einer Beziehung und ihre Wertvorstellungen vermitteln.
Gesprächsgelegenheiten sollen die Eltern nutzen, jedoch sollten Väter, Onkel, Großväter nicht naiv dabei sein. Als Mann soll man sich bei diesem Thema auf die Kinder in der eigenen Familie/Verwandtschaft beschränken – da hat man(n) sich hoffentlich über die Grenzen abgesprochen. Leicht ergeben sich Missverständnisse bei den Freunden der eigenen Kinder und das kann bei der aktuellen Gesetzgebung noch nach Jahrzehnten peinlich werden und bis zum gesellschaftlichen Tod gehen.
Es gibt Väter, die erst auf dem Polizeiposten erkennen, dass nackte Kinder in Aufklärungsbüchern von 1970-1995 heute als Kinderpornographie gelten.
Ziehen düstere Wolken am Ehehimmel auf (Kampfscheidung ums Sorgerecht) oder steht eine Kinderschutzklage an, so sieht sich mancher Mann im Beweisnotstand.